12.05.2020 | ADHS | Leitthema
Nichtpharmakologische Therapiemöglichkeiten der Aufmerksamkeitsdefizit‑/Hyperaktivitätsstörung im Erwachsenenalter: ein Update
verfasst von:
Prof. Dr. Silke Lux, Helena Rosen, Behrem Aslan, Alexandra Philipsen
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2020
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Zusammenfassung
Die Aufmerksamkeitsdefizit‑/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Erwachsenenalter ist mit einer Prävalenz von 2,5 % eine häufige Erkrankung, welche in Abhängigkeit der Responsekriterien zu 50–70 % erfolgreich medikamentös behandelt werden kann. Neben der Medikation stellen daher auch nichtpharmakologische Interventionen einen wichtigen Bestandteil der Behandlung dar. Wesentliche nichtpharmakologische Interventionen werden hier vorgestellt und in Bezug auf ihre Evidenz beschrieben. Nach den S3-Leitlinien stellt die Grundlage der Behandlung eine ausführliche Psychoedukation (PE) dar. Besteht nach PE und der Abklärung assoziierter Störungen weiterhin Behandlungsbedarf, kommt eine Pharmakotherapie zum Einsatz. Weitere psychosoziale Maßnahmen können dann begleitend oder ergänzend, z. B. bei nicht ausreichender Wirksamkeit der Medikation, zum Einsatz kommen. Hier sind vor allem kognitiv-behaviorale Konzepte und deren Variationen (dialektisch-behaviorale Therapie, metakognitives Training, Reasoning and Rehabilitation Therapy) und Coaching mit zunehmender Behandlungsevidenz zu nennen. Neurofeedback kann eingesetzt werden, wenn dadurch keine anderen psychosozialen Maßnahmen verzögert werden oder entfallen. Achtsamkeitstraining erscheint ebenso wie Sportinterventionen als ergänzend sinnvoll; hier sind aber, ebenso wie für das individualisierte kognitive Training, noch weitere Studien notwendig, um klare Aussagen hinsichtlich der Behandlungsevidenz im Erwachsenenalter zuzulassen. Weitere kontrollierte Untersuchungen zur Wirksamkeit nichtpharmakologischer Interventionen auf die ADHS und assoziierte Symptome und Erkrankungen sind daher wünschenswert.