Erschienen in:
08.07.2016 | Borderline Typus | Übersicht
Aggressivität, emotionale Instabilität und Impulsivität bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung
verfasst von:
Prof. Dr. Sabine C. Herpertz, Falk Mancke, Katja Bertsch
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Aggressives Verhalten ist ein häufig zu beobachtendes Phänomen bei Männern und Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Auch unter Gefängnisinsassen, die wegen Gewaltdelikten einsitzen, ist von einem bedeutsamen Anteil an Menschen auszugehen, die die Kriterien einer BPS erfüllen. Die Aggressivität von BPS-Patienten ist überwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, reaktiv und steht in engem Zusammenhang mit der emotionalen Dysregulation als zentrales psychopathologisches Merkmal der BPS. Im Sinne einer sequenziellen Mediation wird der Zusammenhang zwischen BPS und aggressivem Verhalten über die emotionale Dysregulation und die Neigung zu häufigen und heftigen Ärgergefühlen vermittelt. Typische Trigger-Situationen sind soziale Zurückweisungssituationen, die an die Neigung von BPS-Patienten zu sozialem Bedrohungserleben im Zusammenhang mit niedrigem bzw. labilem Selbstwert anknüpfen. Auf der Ebene zugrunde liegender neurobiologischer Mechanismen sind funktionelle Störungen präfrontolimbischer zerebraler Netzwerke anzunehmen, die unter dem Einfluss von Serotonin, (Anti)Stress- und Geschlechtshormonen stehen. Unser heutiges Wissen über die Aggressivität von Menschen mit BPS lässt es realistisch erscheinen, zukünftig spezifischere psychotherapeutische und vielleicht auch pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten zum Abbau reaktiv-aggressiven Verhaltens für diese Patientengruppe zur Verfügung zu haben.