Erschienen in:
01.06.2003 | Originalien
Akute Alkoholintoxikationen bei Kindern und Jugendlichen
Analyse von 1971–1997
verfasst von:
A. Meyer-Heim, S. Stocker, A. Kobler, U. Lips
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 6/2003
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Zusammenfassung
Hintergrund.
Der Alkoholmissbrauch im Kindes- und Jugendalter nahm in der Schweiz während der letzten 3 Dekaden laut WHO-Untersuchungen zu.
Methode.
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine retrospektive Analyse von 103 wegen Ethanolintoxikation an der Universitätskinderklinik Zürich behandelten Patienten (1971–1997). Untersucht wurden die soziodemographischen Daten, die Ethanoleinnahme, die Einweisungsmodalität und -diagnose sowie die medizinischen Maßnahmen.
Ergebnisse.
Das durchschnittliche Alter der Patienten lag bei 11,3 Jahren, 47% waren Mädchen. Bei 39% der Kinder wurde eine Blutalkoholbestimmung durchgeführt, sie ergab einen Durchschnittswert von 1,6‰ (g/l). Bei 30% der Intoxikierten fand sich eine psychosoziale Störung. Es zeigte sich eine Zunahme von akuten Ethanolintoxikationen insgesamt, hauptsächlich bedingt durch eine Steigerung des Mädchenanteils während der letzten 3 Dekaden. Die pro Patient zugeführte Alkoholmenge, die Blutalkoholkonzentration und die Komatiefe (Glasgow-coma-Skala) stiegen im Verlauf der untersuchten Zeitperiode.
Schlussfolgerung.
Da bei der Mehrzahl der Patienten eine schwer wiegende Intoxikation vorliegt, sind ein gezieltes therapeutisches Management und die Überwachung der Vitalfunktionen von zentraler Bedeutung. Der Anteil an psychosozialen Störungen ist sehr hoch, darum sollte die Krankenhauseinweisung zum Anlass einer psychosozialen Evaluation genutzt werden. Alkoholintoxikationen nehmen in Zahl und Schweregrad zu, eine Verstärkung der Präventionsmaßnahmen ist deshalb notwendig.