Erschienen in:
01.06.2003 | Originalien
Effektivität der ketogenen Diät bei therapierefraktären Epilepsien
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 6/2003
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Zusammenfassung
Hintergrund.
Während sich die ketogene Diät in angloamerikanischen Ländern als effektiv zur Behandlung therapierefraktärer Epilepsien erwiesen hat, zeigte eine Evaluation im deutschen Sprachraum (1. Workshop ketogene Diät, 2000) einen schlechten Therapieerfolg. Von 32 erfassten Patienten mit therapierefraktärer Epilepsie wurde keiner anfallsfrei, eine Anfallsreduktion >50% erreichten nur 16% der Patienten.
Fragestellung.
Anhand des eigenen Patientenguts, welches in die Evaluation des Workshops nicht eingegangen war, wurde retrospektiv die Effektivität der ketogenen Diät bei therapierefraktären Epilepsien ausgewertet.
Patienten.
Wir berichten über 24 Patienten mit therapierefraktärer Epilepsie, die zwischen Februar 1997 und Januar 2002 mit ketogener Diät behandelt wurden. Im Median (Streubreite) betrugen zu Beginn der ketogenen Diät das Alter 6,0 Jahre (0,8–13,2 Jahre), die Anzahl der bisher eingesetzten Antikonvulsiva 7 (3–13), die Epilepsiedauer 53 Monate (5–159 Monate) und die Anfallsfrequenz 140/Woche (250 Myokloni/Tag bis 1 Status epilepticus/Monat). 13 Patienten hatten eine symptomatische, 8 Patienten eine kryptogene und 3 eine idiopathische Epilepsie.
Ergebnisse.
Bei 2 Patienten wurde die ketogene Diät bereits bei Initiierung der Ketose aufgrund der Nebenwirkungen (Erbrechen, Somnolenz) abgebrochen. Bei den übrigen 22 Patienten wurde durch die ketogene Diät eine Anfallsreduktion >50% bei 59% der Patienten erreicht. Unter ketogener Diät kam es bei 2/22Patienten (9%) zur Anfallsfreiheit (seit 22 Monaten bzw. 3,8 Jahren), eine Anfallsreduktion >90% erreichten weitere 5/22 Patienten (23%) und eine Anfallsreduktion um 50–90% weitere 6/22 Patienten (27%). Die Responder mit einer Anfallsreduktion >50% waren zum Zeitpunkt der Auswertung für 116 Wochen (13–221 Wochen) unter ketogener Diät. Responder und Nonresponder unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich der Anzahl der vor Beginn der ketogenen Diät eingesetzten Antikonvulsiva, dem Alter und der Epilepsiedauer zu Beginn der ketogenen Diät sowie der Anfallsformen.
Schlussfolgerung.
Die ketogene Diät ist eine effektive Behandlungsmöglichkeit therapierefraktärer Epilepsien im Kindesalter.