Erschienen in:
01.01.2015 | Leitthema
Allergien im Genitalbereich
verfasst von:
Dr. J. Eubel, T.L. Diepgen, E. Weisshaar
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 1/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
In der Genitalregion besteht Kontakt mit einer Vielzahl von unterschiedlichsten Allergenen. Aus Scham, über die Beschwerden zu berichten, und da Diagnostik und Therapie häufig nicht primär durch einen Dermatologen erfolgen, bleiben viele Fälle allergischer Erkrankungen im Genitalbereich unerkannt.
Fragestellung
Welche Typ-I- und Typ-IV-Allergien treten im Genitalbereich auf? Welche Allergene sind aktuell häufig? Welches sind die besonderen Merkmale von Allergien im Genitalbereich? Welche Symptome und Differenzialdiagnosen gibt es? Was ist bei Anamnese und Diagnostik zu beachten?
Material und Methoden
Die aktuelle zum Thema verfügbare medizinische Literatur wird diskutiert.
Ergebnisse
Im Genitalbereich sind Typ-IV-Allergien wesentlich häufiger als Typ-I-Allergien. Bei Kontakturtikaria ist an Seminalplasmaallergie, Latexallergie und Heterotransfer von Typ-I-Allergenen über Sperma zu denken. Kontaktekzeme werden durch Kontaktallergene in Sexartikeln wie Kondomen, Externa und Kosmetika hervorgerufen. Als neues wichtiges Kontaktallergen für die Genitalregion hat sich in den vergangenen Jahren das Konservierungsmittel Methylisothiazolinon etabliert. Auch an fixe Arzneimittelexantheme, deren typische Prädilektionsstelle die Genitalregion ist und die pathogenetisch ebenfalls zu den Allergien vom Spättyp zählen, ist in der Differenzialdiagnostik zu denken.
Schlussfolgerungen
Es besteht wahrscheinlich eine hohe Dunkelziffer, was die berichtete Häufigkeit allergischer Erkrankungen im Genitalbereich angeht. Eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen, Urologen und Dermatologen wäre zu begrüßen. Über die Verwendung von Methylisothiazolinon in der derzeit erlaubten Konzentration in Kosmetika sollte diskutiert werden.