Erschienen in:
13.10.2020 | Ernährung | Intensivmedizin
Eine kritische Weihnachtsgeschichte
Essay über Anämie, Ersticken, Verhungern und andere Behandlungsverfahren der Intensivmedizin – im Stil von Dickens
verfasst von:
Prof. Dr. K. Lewandowski, R. H. Bartlett
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2020
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Zusammenfassung
Irgendwo in den USA – Einige Tage vor Heiligabend wird der angetrunkene Charlie Cratchit bei dem Versuch, eine Straße zu überqueren, von einem Bus angefahren und schwer verletzt: Rippenserienfraktur, Femur- und Fibulafraktur, Milz- und Pankreaslazeration, Darmrisse. In einem US-amerikanischen Krankenhaus der Maximalversorgung wird er operativ versorgt und anschließend auf die Intensivtherapiestation verlegt und dort kontinuierlich von einem namenlosen, sehr erfahrenen Arzt betreut. Vier Tage vor Heiligabend, erscheint am Patientenbett der Geist des berühmten britischen Physiologen Ernest Henry Starling. Er tritt in einen Dialog mit dem namenlosen Arzt, interessiert sich sehr für den Swan-Ganz-Katheter und verschwindet dann wieder. Die Besuche wiederholen sich in den kommenden 3 Nächten. Einmal kritisiert er Cratchits niedrigen Hämatokrit, beim nächsten Mal zeigt er sich unzufrieden mit der Respiratoreinstellung, und beim letzten Besuch ist er äußerst besorgt über den Ernährungszustand des Patienten. Der namenlose Arzt ist zunächst indigniert über des Geistes Kritik und Belehrungen, erkennt aber, dass darin der Schlüssel zu Cratchits Genesung liegt und handelt letztlich nach seinen Vorschlägen. Mit Erfolg: Nach der vom Geist Starlings angeregten Umstellung der maschinellen Ventilation, Gabe von 3 Erythrozytenkonzentraten und Aufnahme einer parenteralen Ernährung kann Charlie Cratchit am Weihnachtsabend extubiert und am Neujahrstag von der Intensivtherapiestation entlassen werden. In diesem Essay hat Robert Bartlett Charles Dickens’ „Weihnachtsgeschichte“ in die Welt der Intensivmedizin verlegt. Sie soll den Intensivmediziner anregen, therapeutische Interventionen wie maschinelle Ventilation, hämodynamische Interventionen und Gabe von Blutprodukten kritisch zu hinterfragen. Hintergrundinformationen und Kommentare zu den angesprochenen aktuellen Problemen der modernen Intensivmedizin ergänzen den Essay.