Erschienen in:
01.04.2014 | Leitthema
Anatomie und Pathogenese der Divertikelkrankheit
verfasst von:
Prof. Dr. T. Wedel, M. Böttner
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Obwohl die Divertikelkrankheit zu den häufigsten gastrointestinalen Erkrankungen zählt, ist die Pathogenese nur unzureichend geklärt.
Fragestellung
Ziel der Arbeit ist Beschreibung der Anatomie und Pathogenese der Divertikelkrankheit unter Berücksichtigung der Risikofaktoren und die Darstellung struktureller und funktioneller Veränderungen der Darmwand.
Material und Methode
Anhand einer Literaturauswertung werden tradierte ätiologische Faktoren der Divertikelkrankheit dargestellt und bewertet sowie neue pathogenetische Konzepte analysiert und diskutiert.
Ergebnisse
Als Kolondivertikulose wird die erworbene Ausstülpung von multiplen, zunächst reizlosen Pseudodivertikeln durch Muskellücken der Kolonwand bezeichnet. Die Divertikelkrankheit ist gekennzeichnet durch Divertikelblutungen und/oder entzündliche Veränderungen (Divertikulitis) mit entsprechenden Komplikationen (Abszess- und Fistelbildung, gedeckte und offene Perforation, Peritonitis, Stenosierung). Risikofaktoren für die Divertikelkrankheit sind zunehmendes Alter, genetische Prädisposition, erbliche Bindegewebserkrankungen, ballaststoffarme Ernährung, hoher Fleischkonsum und ausgeprägtes Übergewicht. Veränderungen des Bindegewebes führen zur Schwächung der präfomierten Austrittsstellen der Divertikel und zur Versteifung der Darmwand mit verminderter Rückstellfähigkeit. Es wird vermutet, dass intestinale Innervationsstörungen und strukturelle Veränderungen der Muskulatur zu abnormen Kontraktilitätsmustern mit erhöhtem intraluminalem Druck führen, die der Divertikelausbildung Vorschub leisten. Eine vermehrte Ausschüttung schmerzvermittelnder Neurotransmitter wird für die persistierende Schmerzsymptomatik bei chronischen Verläufen verantwortlich gemacht.
Schlussfolgerungen
Aufgrund der aktuellen Datenlage lässt sich die Pathogenese der Divertikelkrankheit nicht auf einen singulären Faktor zurückführen, sondern muss als ein multifaktorielles Geschehen angesehen werden.