Erschienen in:
01.04.2014 | Leitthema
Divertikelkrankheit – Diagnostik und Klassifikation
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. B. Lembcke
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Die operative und interventionelle Therapie sowie auch die konservative Behandlung der Divertikelkrankheit setzen eine verlässliche Diagnostik voraus. Primär sind Differenzialdiagnosen ebenso zu berücksichtigen wie Überlappungen und die Koinzidenz mit anderen Beschwerdeursachen; für die chirurgische Therapie ist die korrekte Erfassung von Komplikationen Grundlage stratifizierten Handelns. In der Konsequenz führt die Abbildung der unterschiedlichen Facetten der Divertikelkrankheit durch heute breit verfügbare diagnostische Techniken zu einer neuen, DGVS- und DGAV-konsentierten deutschen Leitlinienklassifikation. Diese schließt auch die symptomatische Divertikulose (SUDD), die weitgehende Überlappungen zum Reizdarm aufweist, und die Divertikelblutung ein.
Der subtilen Anamnese, klinischen Untersuchung und Labordiagnostik kommt bei der Divertikelkrankheit große Bedeutung zu; für den Nachweis (oder eine Stratifizierung) der Divertikulitis ist der klinische Befund ohne ein Schnittbildverfahren (Ultraschall [US], Computertomographie [CT]) jedoch unzureichend. Die qualifizierte Sonographie ist dabei dem CT ebenbürtig, trägt der Röntgenverordnung Rechnung und stellt vielfach die definitive Diagnostik dar; sie steht daher an erster Stelle der Schnittbildgebung. Vice versa ist in unübersichtlichen/diskrepanten Situationen oder bei unzulänglicher US-Darstellung die Indikation zum CT unumstritten. Stärken und Schwächen beider Verfahren werden erörtert. Eine Koloskopie ist für die Diagnostik der Divertikulitis nicht erforderlich und soll in der Akutphase nicht durchgeführt werden. Nach einer Divertikulitis oder vor einer elektiven Sigmaresektion ist eine Koloskopie jedoch indiziert, ebenso bei atypischem Verlauf. Eine Perforation sollte vorher ausgeschlossen sein. Domäne der Koloskopie ist die Divertikelblutung, wobei eine rasche Diagnostik (12–24 h) häufiger zur Identifikation der Blutungsquelle führt und eine endoskopische Intervention ermöglicht.