Erschienen in:
11.06.2020 | Aneurysmen | Leitthema
Multifokale arterielle Aneurysmen – eine eigene Entität?
verfasst von:
Prof. Dr. M. Hakimi, A. Leiser, U. Wenger, A. Stellmes, R. Seelos
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ätiologisch sind zahlreiche Ursachen für die Entstehung von arteriellen Aneurysmen bekannt. Die Entschlüsselung und Differenzierung der biologischen Prozesse ist eines der Kerngebiete in der Erforschung der Aneurysmaentstehung. Einige Patienten weisen mehrere arterielle Aneurysmen auf, ohne Nachweis einer syndromalen Bindegewebserkrankung. Die Erforschung dieses klinischen Phänomens könnte weitere Erkenntnisse in der Biologie vaskulärer Zellen aufzeigen. Die vorliegende Übersichtsarbeit hat zum Ziel anhand einer selektiven Literaturrecherche zu klären, ob eine weitergehende Erforschung von multifokalen arteriellen Aneurysmen (MAA) zur Klärung der Aneurysmagenese beitragen kann.
Methode
Es wurde eine Literaturrecherche in „PubMed“ durchgeführt, die einen Zeitraum von 1931 bis 2020 einschloss. Die Suche basiert auf englischsprachigen Fachbegriffen, die zur Beschreibung von multiplen arteriellen Aneurysmen eingesetzt werden: „multiple aneurysmal disease“, „arteriomegaly“, „mega aorta syndrom“, „diffuse aneurysmal disease“, „aneurysmosis“, „dilative aortopathy“, „dilative arteriopathy“, „etiology of multiple arterial aneurysms“
Resultat
Insgesamt wurden 291 Artikel ausgewertet. Es wurden 9 verschiedene Gefäßregionen mit multifokalem Auftreten von Aneurysmen identifiziert. Ätiologisch wurden 17 verschiedene Mechanismen gefunden wobei u. a. septische oder arteriosklerotische Komplikationen wie Plaquerupturen ausgeschlossen wurden.
Schlussfolgerung
Sowohl die Nomenklatur als auch deren Anwendung in der Literatur sind unklar und werden uneinheitlich eingesetzt. Behandlungsempfehlungen oder Algorithmen zur Diagnostik und Therapie können ebenso nicht einheitlich für MAA gestellt werden. Somit können MAA gegenwärtig nicht als einheitliche eigene Entität gewertet werden. Einzelne pathogenetische Mechanismen im Kontext der MAA rechtfertigen aber die Erforschung dieser Hypothese und bergen das Potenzial, die Bewertung von MAA als eigenständige Krankheitsentität zuzulassen.