Erschienen in:
06.06.2018 | Demenz | Übersichten
Antidementiva, Antidepressiva und Neuroleptika bei alten Patienten absetzen
Wann möglich, wann nicht?
verfasst von:
Prof. Dr. K. Hager, T. Temps, O. Krause
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 5/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Antidementiva, Antidepressiva und Neuroleptika zählen zu den bei alten multimorbiden Patienten häufig verordneten Medikamenten. Aufgrund von Nebenwirkungen (z. B. QT-Zeit-Verlängerung) in der Notfall- und Intensivmedizin oder auch durch Patienten- und Angehörigenwünsche kommen immer wieder Fragen nach einem Absetzen dieser Medikamente auf.
Antidementiva
Falls die Kognition unter den Antidementiva konstant ist oder der Patient einen positiven Effekt verspürt, sollten die Antidementiva beibehalten werden. Beim Absetzen von Antidementiva kann in den darauffolgenden 2–3 Monaten eine Verschlechterung eintreten, was mit dem Patienten bzw. seinen Angehörigen/seinem Betreuer diskutiert werden sollte.
Antidepressiva
Bei Antidepressiva kann nach leichten oder vorübergehenden reaktiv depressiven Episoden ein Absetzen versucht werden. Die Dosis sollte aber über mindestens 4 Wochen ausgeschlichen werden. Bei abruptem Absetzen kann ein Absetzsyndrom auftreten, das sich mit grippeähnlichen Symptomen, Unruhe, Tremor, Verwirrtheit und/oder Schlaflosigkeit bemerkbar macht. Bei schweren depressiven Episoden besteht ein hohes Rezidivrisiko, weshalb ein Absetzversuch erst nach 4–9 Monaten der Remission versucht werden sollte.
Neuroleptika
Neuroleptika sollten bei Demenz- oder Pflegeheimpatienten, aber auch bei abklingendem Delir möglichst reduziert bzw. abgesetzt werden. Dabei kann ein herausforderndes Verhalten allerdings etwas zunehmen. Falls die Neuroleptika wegen Halluzinationen oder einer schweren Psychose verordnet wurden, sollten sie beibehalten oder nur sehr vorsichtig reduziert werden.