Erschienen in:
01.11.2012 | Originalien
Autoimmunerkrankungen, mentale Retardierung und Dysmorphien
Zytogenetische und molekulargenetische Untersuchungen bei Geschwistern
verfasst von:
Dr. P. Müller, C. Ramel, K. Franke, S. Riedel, A. Junge, H. Reichenbach
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 11/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
In den letzten 15 Jahren trugen moderne zyto- und molekulargenetische Untersuchungsmethoden wesentlich zur Ursachenklärung der idiopathischen mentalen Retardierung bei. Bei Subtelomeranalysen mit Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) oder MLPA („multiplex ligation-dependent probe amplification“) zeigen sich oft Mikrodeletionen (≤ 5 Mb) als unbalancierte Veränderungen. Diese Aberrationen sind auch mit konventionellen hochauflösenden Bänderungsmethoden meist nicht detektierbar.
Patienten und Methoden
Wir berichten über Geschwister einer sonst asymptomatischen Familie, bei denen wegen mentaler Retardierung und identischem dysmorphem Phänotyp bei koexistenten Autoimmunerkrankungen (Zöliakie, Thyreoiditis, Hepatitis) die Subtelomere untersucht wurden.
Ergebnisse
Bei beiden Indexpatienten ergaben sich Befunde identischer Inversions-Duplikations-Defizienzen am Chromosom 18 [46,XX- bzw. 46,XY,rec(18)dup(18)inv(18)(p11.32q22.3~23)] als Folge einer bei der Mutter balanciert vorliegenden perizentrischen Inversion [46,XX,inv(18)(p11.32q22.3~23)]. Damit konnten die Patienten dem Krankheitsbild des De-Grouchy-Syndroms (OMIM 601.808) zugeordnet und einer genetischen Beratung zugeführt werden.
Schlussfolgerung
Aufgrund der relativ kleinen 18q-Deletion erweitert dieser Beitrag die Kenntnisse über das phänotypische Spektrum von Patienten mit einem 18q-Deletion-Syndrom. Die vorgestellten Fälle zeigen die klare Indikation für zytogenetische und molekularzytogenetische Untersuchungen, wenn bei Patienten mit Retardierungssyndromen gleichzeitig Dysmorphien oder koexistente Autoimmunerkrankungen vorliegen.