Erschienen in:
23.09.2019 | Psychotherapie | Übersicht
Besonderheiten in der therapeutischen Beziehung bei forensisch-psychiatrischen Patienten
verfasst von:
Dr. med. univ. Maximilian Meyer, Dr. med. Henning Hachtel, Prof. Dr. med. Marc Graf
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Die Qualität der therapeutischen Beziehung ist prädiktiv für den Therapieerfolg und der größte Einflussfaktor, der diesbezüglich isoliert untersucht wurde. In der Allgemeinpsychiatrie existieren verschiedene Beziehungsmodelle, deren Operationalisierungen als Messinstrumente Verwendung finden. Aufgrund der Vorhersagekraft dieser Fragebogen für den Therapieerfolg in der allgemeinen Psychotherapie ist es sinnvoll, die therapeutische Beziehung auch in der forensischen Psychiatrie zu operationalisieren. Die vorliegende systematische Übersichtsarbeit untersuchte die Besonderheiten und Unterschiede validierter Messinstrumente zur Erfassung der therapeutischen Beziehung bei unfreiwillig behandelten psychiatrischen Patienten. Dabei zeigte sich, dass die üblichen Beziehungskonzepte im forensischen Kontext stark adaptiert werden müssen. Die wenigen vorliegenden Messinstrumente sind in der Lage, forensische von allgemeinpsychiatrischen Patienten zu unterscheiden, wenn sie die „Strenge“ des Therapeuten als zusätzliche eigene Beziehungsdimension berücksichtigen. Zudem sind diese, anders als Fragebogen der allgemeinen Psychotherapie, prädiktiv für die strafrechtliche Rückfälligkeit der Patienten. Die gemeinsame Einigung auf Therapieziele und therapeutische Aufgaben ist in der Forensik weniger relevant für eine gute Beziehungsqualität. Diese profitiert am ehesten von einem bestimmten und direktiven Stil, mit klar definierten Rollen und einem „Hart-aber-fair-Prinzip“.