Erschienen in:
14.06.2022 | Leitthema
Bindehautrekonstruktion – Status quo regenerativer Therapieformen jenseits des Limbus
verfasst von:
Kristina Spaniol, Dr. Dr., Maria Borrelli, Dr. Dr., Johannes Menzel-Severing, Dr. Dr., Gerd Geerling, Dr.
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 9/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Ansprüche an ein Bindehautersatzgewebe sind hoch: Es muss elastisch, klinisch verträglich sowie chirurgisch handhabbar sein und das Becherzellwachstum unterstützen.
Fragestellung
Diese Arbeit gibt einen Überblick über aktuell verwendete und in der Forschung untersuchte Bindehautersatzgewebe.
Methode
Es erfolgen eine Darstellung und Diskussion aktueller Publikationen zum klinischen Bindehautersatz und zu Geweben, die sich in der wissenschaftlichen Erforschung befinden und bereits im Tiermodell getestet wurden.
Ergebnisse
Ersatzgewebe in der klinischen Anwendung sind autologe oder allogene Bindehaut, Nasen- oder Mundschleimhaut, Amnionmembran und dezellularisierte Gewebe. Hierbei zeigt autologe Bindehaut sehr gute Ergebnisse, ist aber aufgrund der limitierten Verfügbarkeit nicht für große Defekte geeignet. Hier kann autologe Nasen- und Mundschleimhaut angewendet werden. Allerdings sind die Erfolgsraten bei Autoimmunerkrankungen reduziert. Amnionmembran wird klinisch vielfach eingesetzt, hat aber den Nachteil, dass keine vitalen Zellen transplantiert werden und dass das Becherzellwachstum eingeschränkt ist. Des Weiteren werden dezellularisierte Gewebe klinisch angewendet, und in vivo war Becherzellwachstum nachweisbar. Aussagekräftige vergleichende Studien für den Bindehautersatz fehlen allerdings. Biologische Matrices wie Fibrin, Kollagen, Elastin, Gelatine oder Hyaluronat und synthetische Gewebe aus der Gruppe der Polyester werden im Labor und im Tiermodell untersucht. Studien zeigen eine gute Epithelialisierung und Becherzellbesiedlung in vivo.
Schlussfolgerung
Die Bindehaut‑, Nasen‑/Mundschleimhaut- und Amnionmembrantransplantation zeigen klinisch befriedigende Ergebnisse, haben aber individuelle Nachteile. Es bedarf weiterer Untersuchungen im Tiermodell und in der Klinik, um andere Matrices wie zellfreie Gewebe oder weitere biologische und synthetische Matrices genauer zu evaluieren.