Erschienen in:
01.07.2005 | Originalien
Bisphosphonate und Osteonekrosen im Kieferbereich
verfasst von:
I. Schirmer, H. Peters, Prof. Dr. P. A. Reichart, H. Dürkop
Erschienen in:
Oral and Maxillofacial Surgery
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Ausgabe 4/2005
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Zusammenfassung
Problemstellung
Seit 2003 wird über einen möglichen Zusammenhang zwischen der Medikation von Bisphosphonaten und Nekrosen der Kieferknochen berichtet. Bisphosphonate sind hochwirksame Osteoklastenhemmer. Sie werden prophylaktisch oder symptomatisch in der Therapie von Plasmozytomen, malignen Erkrankungen mit Knochenmetastasen, tumorbedingter Hyperkalzämie und Osteoporose eingesetzt. Aufgrund des bisher wenig bekannten Krankheitsbildes wird über 6 eigene Beobachtungen berichtet.
Patienten
Es wurden 6 Patienten, 2 Frauen und 4 Männer im Alter von 54–73 Jahren (Median 69 Jahre), mit osteomyelitisähnlichen nekrotischen Läsionen des Ober- und/oder Unterkiefers beobachtet, die auf die üblichen lokalen Wundbehandlungen und eine systemische Antibiotikatherapie nicht oder nur unzureichend ansprachen. 4 dieser Patienten litten an einem Plasmozytom, 2 Patientinnen an einem metastasierenden Mammakarzinom. Neben unterschiedlichen zytostatischen Chemotherapien erhielten alle Patienten über einen längeren Zeitraum Bisphosphonate.
Diskussion
Bisphosphonate gehören seit Jahren zum Therapiestandard bei Plasmozytom und malignen Erkrankungen mit Knochenmetastasen. Erst seit 2003 wird zunehmend über Patienten mit spontan oder nach Zahnextraktion aufgetretenen therapieresistenten Osteonekrosen im Kiefer berichtet und eine mögliche, bislang unbekannte, unerwünschte Nebenwirkung der Therapie mit Bisphosphonaten vermutet. Da diese Patienten wegen ihrer malignen Grunderkrankung eine zytostatische Chemotherapie und oft weitere Medikamente erhalten, ist eine Wirkungsverstärkung nicht auszuschließen.
Schlussfolgerungen
Der mögliche Zusammenhang von therapeutischer Anwendung der Bisphosphonate und dem Auftreten von Kiefernekrosen muss in weiteren Studien untersucht und abgeklärt werden. Diese Risikopatienten sollten regelmäßig kontrolliert werden, um ausgedehnte Läsionen durch frühzeitige Diagnosestellung und schonende therapeutische Maßnahmen zu vermindern.