Erschienen in:
01.12.2020 | Anorexia nervosa | Einführung zum Thema
Darm und Gehirn
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. W. Oertel, Prof. Dr. R. Rupprecht
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 12/2020
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Auszug
Veränderungen des Dickdarmmikrobioms sind ein relativ neuer Forschungszweig in Neurologie und Psychiatrie. Bis vor Kurzem war es kaum vorstellbar, dass derartige Veränderungen einen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf neurologischer und psychiatrischer Krankheitsbilder haben können. So war vor 10 bis 15 Jahren dieses Thema weder in der kurrikularen Lehre für Neurologie und Psychiatrie noch auf den großen nationalen oder internationalen Kongressen vertreten – und allenfalls in Spezialsymposien als Nischenthema präsent. Dies ist umso erstaunlicher, als seit der Antike sprichwörtlich bekannt ist, dass ein voller Magen das „Studieren“ beeinträchtigt. Mittlerweile gehört die Untersuchung der Interaktion zwischen dem gastrointestinalen Trakt, dem enterischen Nervensystem und dem zentralen Nervensystem zu den sich sehr schnell entwickelnden Forschungsgebieten. So zeigen präklinische und auch klinische Untersuchungen, dass im Zuge neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen Veränderungen des Mikrobioms auftreten, wobei noch unklar ist, inwieweit derartige Veränderungen mit ursächlich für diese Krankheitsbilder sind oder deren Folge. Andererseits kann auch gezielt durch Veränderungen des Mikrobioms, z. B. durch Probiotikagabe, Verhalten und Befinden und damit auch der Verlauf solcher Erkrankungen beeinflusst werden. …