Erschienen in:
01.01.2008 | Einführung zum Thema
Das Phänomen Narkosetiefe
verfasst von:
Prof. Dr. D. Schwender
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 1/2008
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Auszug
Eine angemessene Narkosetiefe während eines operativen Eingriffs ist das wichtigste therapeutische Ziel des Anästhesisten. Der Begriff „Narkosetiefe“ gehört daher zu den häufigsten in der Anästhesiologie verwendeten Termini. Seine Beschreibung stützt sich auf zahlreiche, während Narkose beobachtbarer Veränderungen des Patienten, und jeder von uns hat wohl eine intuitive Vorstellung von seiner Bedeutung. Eine exakte analytische Definition der Narkosetiefe ist jedoch in der täglichen klinischen Praxis weniger geläufig. In unser individuelles Verständnis fließen verschiedenste Parameter und Beobachtungen während der Anästhesie ein, die darüber hinaus in ihrer Kombination noch unterschiedliche Gewichtungen erfahren. In einer etwas radikal anmutenden, phänomenologischen Definition ist die Anästhesie die pharmakologisch induzierte, reversible Unterbrechung von sensorischer Informationsverarbeitung. Das zentrale Anlegen der Anästhesie ist hierbei die Ausschaltung des Schmerzempfindens, aber auch nichtschmerzhafte Sinneswahrnehmungen, wie das Sehen, das Hören, das Schmecken etc., werden unterdrückt. Es kommt zu einer Blockade der Motorik. Autonome Funktionen werden stabilisiert; das Bewusstsein sowie komplexe Verarbeitungsketten und die Funktion neuronaler Netze werden reversibel ausgeschaltet. Eine monoparametrische Quantifizierung komplexer Anästhesieeffekte erscheint vor diesem Hintergrund als unzulässige Vereinfachung. …