Erschienen in:
25.10.2018 | Demenz | Übersichten
Schlaf und Demenz
verfasst von:
Prof. Dr. med. Dirk M. Hermann, PD Dr. Helmut Frohnhofen
Erschienen in:
Somnologie
|
Ausgabe 4/2018
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Schlafstörungen sind auf morphologische Veränderungen des Gehirns zurückzuführen, die bei neurodegenerativen Erkrankungen in vorhersehbaren Stadien ablaufen: Mit zunehmender Schwere einer Demenz nehmen auch Schlafstörungen zu. Die Reduktion des Tiefschlafs, die den Alterungsprozess begleitet, ist bei einer Demenz deutlich ausgeprägter als bei nichtdementen älteren Menschen.
Aufgrund der häufig anzutreffenden Multimorbidität älterer Menschen ist es zwar schwierig abzuschätzen, wie stark Schlafstörungen auf den Neurodegenerationsprozess selbst zurückzuführen sind. Die strukturelle Schädigung neuronaler Systeme macht jedoch eine Rolle neurodegenerativer Prozesse bei der Manifestierung von Schlafstörungen sehr wahrscheinlich. Umgekehrt konnte in Studien nachgewiesen werden, dass Schlafstörungen, geringe Schlafqualität sowie eine obstruktive Schlafapnoe mit einem signifikant erhöhten relativen Risiko für kognitive Beeinträchtigungen oder eine Demenzerkrankung assoziiert sind. Einige Untersuchungsergebnisse deuten zudem darauf hin, dass eine Therapie mit kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (CPAP) die Schlafqualität wie auch die kognitive Leistungsfähigkeit bei leichter und mittelschwerer Demenz signifikant verbessern kann.
Der vorliegende Beitrag stellt zunächst die neuronalen Systeme und Prozesse dar, die für die Regulation von Schlaf und Wachheit verantwortlich sind. Eine Übersicht über die Studienlage zeigt die Wechselwirkung zwischen Schlaf und den kognitiven Symptomen bei einer Demenz auf. Abschließend werden die therapeutischen Optionen zur Behandlung von Schlafstörungen bei Demenzerkrankungen erörtert. Zukünftige Studien zu Demenzerkrankungen sollten systematischer als bisher Schlaf und Schlafstörungen der Betroffenen erfassen.