Erschienen in:
17.02.2020 | Harninkontinenz | Leitthema
Diagnostik und Therapie der weiblichen Beckenbodeninsuffizienz
verfasst von:
Dr. Christian Fünfgeld
Erschienen in:
coloproctology
|
Ausgabe 3/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Lebensqualität kann durch Beckenbodenfunktionsstörungen wie Harn- und Stuhlinkontinenz, Blasentleerungsstörungen und Senkungszustände erheblich beeinträchtigt werden. Neben genetisch veranlagter Bindegewebsschwäche und chronischer Be- und Überlastung ist die vaginale Entbindung eine der Hauptursachen für diese Problematik. Eine mechanische Schädigung des Bindegewebes mit Bändern und Faszien, Einreißen von Muskelstrukturen und Dehnungsschäden der Nerven im Becken können Folge einer Geburt sein. Postpartal heilen im Rahmen der Rückbildungsvorgänge viele dieser Verletzungen wieder so weit ab, dass die junge Frau symptomlos ist oder dies durch die noch kräftige Muskulatur kompensieren kann. Im Laufe des Lebens treten die Symptome im Rahmen der Alterungsvorgänge oft erst mit einer Latenzzeit von 20–30 Jahren auf. Manche Frauen sind jedoch schon früh postpartal durch Inkontinenz oder Prolaps stark beeinträchtigt, sodass eine Teilhabe am Leben stark beeinträchtigt wird. Eine eingehende Diagnostik ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie nicht nur der anatomischen Veränderungen, sondern auch der funktionellen Störungen. Zunächst sollte eine konservative Therapie versucht werden. Bei unzureichendem Erfolg stehen heute verschiedene operative Verfahren zur Verfügung, die angepasst an den vorliegenden Befund individuell indiziert werden müssen. Eine interdisziplinäre Kooperation der Fachbereiche Chirurgie, Gynäkologie und Urologie ist sinnvoll und verbessert die funktionellen Ergebnisse.