Erschienen in:
26.04.2017 | Leitthema
Digitale Medien als Informationsquelle über Umwelt und Gesundheit für Laien
verfasst von:
Kai Sassenberg
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
In den letzten zwei Jahrzehnten ist das Internet zur zentralen Informationsquelle geworden. Laien haben im Bereich Umwelt und Gesundheit über das Internet Zugang zu Information, die ihnen vorher, wenn überhaupt, nur sehr schwer zugänglich war (z. B. wissenschaftliche Publikationen und Statistiken). Das Internet stellt aber Information unterschiedlicher Qualität (und ohne Qualitätskontrolle) bereit, da grundsätzlich jeder Nutzer Meinungen und Materialien veröffentlichen kann. Gleichzeitig stellt die Internetnutzung eine spezifische Lesesituation dar. Durch die schier unbegrenzte Anzahl von Texten unterschiedlicher Inhalte und deren hohe Verfügbarkeit durch Suchmaschinen sind Nutzer nicht an einen bestimmten Text gebunden. Sie können je nach Motivation und Interesse Texte auswählen. Dies, gepaart mit der hohen Heterogenität der Quellen, führt dazu, dass sich die Motivation der Internetnutzer besonders stark auf die Informationsrezeption im Internet auswirkt. In diesem Beitrag werden anhand von Forschungsbefunden zur Informationssuche zu Gesundheitsthemen die Implikationen für die Nutzung digitaler Medien im umweltmedizinischen Bereich diskutiert. Diese Forschung legt vier generelle Tendenzen nahe: (1) Nutzer berücksichtigen die Qualität der Informationen unzureichend. (2) Information, die die eigene Meinung stützt, wird präferiert verarbeitet. (3) Nutzer, die sich bedroht fühlen, verarbeiten präferiert positive Information. (4) Wachsame Internetnutzer fokussieren auf negative Information, was zur viel zitierten Cyberchondrie führen kann. Die Implikationen dieser Zusammenhänge für die Nutzung digitaler Medien im Bereich der Umweltmedizin werden diskutiert.