10.02.2021 | Dyspnoe | Originalien
Zur Zeit gratis
Evaluierung der Maßnahmen zur Reduktion von Notarzteinsätzen in Tirol während der COVID-19-Pandemie
verfasst von:
Dr. Armin Krösbacher, Herbert Kaiser, Stefan Holleis, Adolf Schinnerl, Agnes Neumayr, Michael Baubin
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 8/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Die COVID-19-Hochphase im österreichischem Bundesland Tirol war für den Rettungs- und Notarztdienst sehr herausfordernd. Hauptziel war, unter Aufrechterhaltung der Versorgungsqualität die Personenkontakte am Einsatzort zu reduzieren. Diese Arbeit soll zum einen die getroffenen Maßnahmen evaluieren, zum anderen das Einsatzaufkommen während der ersten Monate der Pandemie beschreiben.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Ab dem 17.03.2020 wurden zu Notrufabfrageergebnissen, zu denen vormals sowohl Rettungswagen (RTW) wie auch ein Notarzt (NA) alarmiert wurden, nur noch ein RTW alarmiert. Diese reduzierten Einsätze sowie die allgemeine Einsatzentwicklung wurden im Zeitraum vom 15.03.2020 bis 15.05.2020 analysiert und mit Daten der Jahre 2017–2019 im gleichen Zeitraum verglichen.
Ergebnisse
Besonders durch den Wegfall von Touristen wird von einer Reduktion der zu versorgenden Bevölkerung um bis zu 30 % ausgegangen, trotzdem wurden zum Einsatzstichwort „Atemnot“ ein Anstieg um 18,7 % (1533 vs. 1291) bzw. bei Verkehrsunfällen ein Rückgang von 26,4 % (2937 vs. 2161) beobachtet. Notarzteinsätze verzeichneten einen Rückgang von 38,5 % (1511 vs. 2456,3), wobei die NACA-Scores III und IV mit über 40%igem Rückgang besonders auffielen. Die Notarztnachforderungsrate der reduzierten Einsatzcodes betrug 14,5 %, wobei die Krankheitsbilder „Bewusstlosigkeit“ und „Krampfanfall“ mit über 40%iger Nachforderung höher lagen.
Diskussion
Es zeigt sich eine absolute Reduktion des gesamten Einsatzaufkommens; zählt man die durch die Reduktion der Ausrückorder eingesparten Notarzteinsätze hinzu, wäre es zu einer Steigerung der notärztlichen Einsätze im Vergleich zu den Vorjahren gekommen. Betrachtet man zur Beurteilung der Versorgungsqualität ausschließlich die Notarztnachforderungsrate zeigt die Reduktion eine hohe Trefferquote, jedoch konnten die endgültigen Diagnosen aus den nachversorgenden Krankenhäusern/Arztpraxen in dieser Studie nicht erhoben werden, womit eine gesicherte Beurteilung der Versorgungsqualität nicht möglich ist.
Fazit
Das primäre Ziel der Minimierung von Patientenkontakten unter Wahrung der Versorgungsqualität konnte erreicht werden. Vor Überführung der reduzierten Einsätze in den Routinebetrieb sind jedoch Anpassungen und eine Evaluierung unter Einbindung der Nachversorger nötig. Auch alternative Strategien zur Reduktion von Personenkontakten sollten geprüft werden.