Erschienen in:
01.10.2011 | Geschichte der Urologie
Einblicke nehmen – die Sichtbarmachung des Unsichtbaren in der Urologie
Zur Geschichte der Technik und Evidenz in der urologischen Endoskopie
verfasst von:
Dr. M. Martin, H. Fangerau
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 10/2011
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Zusammenfassung
In der Urologie besaß die Blaseninspektion mittels des Tastsinns via Katheter („Austastung der Blase“) eine lange Tradition, wobei die Ergebnisse von der individuellen Geschicklichkeit des Untersuchenden abhingen. Angesichts dieser Möglichkeit, die ärztliche Kunst zu demonstrieren, hatten die Mediziner lange Zeit keinen Bedarf an einer anderen, konkurrierenden Methode.
Wie in anderen Bereichen der medizinischen Diagnostik wurden auch in der Urologie zunehmend Visualisierungsstrategien entwickelt, um wesentliche Kriterien der zunehmend naturwissenschaftlich orientierten Medizin zu erfüllen, die Möglichkeit der Dokumentation sowie ein Höchstmaß an „Objektivität“. Dazu musste zunächst die entsprechende Technik entwickelt werden. Ein Problem stellte dabei die Einbringung von Licht in den menschlichen Körper dar. Da alle Versuche mit extrakorporalen Lichtquellen nicht zu befriedigenden Ergebnissen führten, mussten Möglichkeiten gefunden werden, die Lichtquelle in den Körper einzubringen. Erst der Einsatz von glühendem Platindraht und später der Mignon-Lampe ermöglichte es, diese am distalen Ende des Instruments anzubringen und so erstmals eine intraversikale Ausleuchtung zu ermöglichen. Auf dieser Basis konnten hinreichend deutliche Bilder aus dem Blaseninneren erzeugt werden. Allerdings waren diese neuartigen Bilder nicht selbstevident, sondern es bedurfte einer Kombination von Bild und Text sowie der Ausbildung einer endoskopischen „Blicktechnik“ um für die Interpretation relevante Aspekte gezielt zu erkennen.