Erschienen in:
01.01.2008 | Im Fokus
Einige Gedanken über die Therapie von Hörstörungen in der Zukunft
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. W. Delb, M.B. Bloching
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 1/2008
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Auszug
Erst etwas mehr als 20 Jahre sind seit der Beschreibung der Motilität der äußeren Haarzellen [
4,
27] vergangen und noch nicht 30 Jahre, seit Kemp um das Jahr 1978 die otoakustischen Emissionen entdeckte [
14]. Auch wenn das Vorhandensein dieser otoakustischen Emissionen und eines cochleären Verstärkers bereits Jahrzehnte früher theoretisch gefordert wurde, so handelte es sich hierbei um Meilensteine der Innenohrbiologie, die revolutionäre Veränderungen auch für den praktisch tätigen HNO-Arzt brachte und nicht nur die audiologische Diagnostik grundlegend veränderte. Jedoch erbrachte die Entwicklung der elektrophysiologischen Diagnostik ähnlich große Veränderungen und auch die breite Einführung z. B. der Hörschwellenbestimmung unter Verwendung auditorisch evozierter Hirnstammpotenziale fiel in die 70er- und 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Nicht nur zukünftige Betrachter der wichtigsten Entdeckungen der Innenohrbiologie werden jedoch auch die Entdeckung der Möglichkeiten der Regenerationsfähigkeit der Haarzellen bei Fischen und später bei Vögeln zwanglos in diese einordnen können. Es war zunächst Corwin [
8], der bei Untersuchungen an Fischen – er verwendete den Hai als Versuchstier – fand, dass diese Tiere die Fähigkeit zur Regeneration von auditorischen Sinnesepithelien auch im adulten Stadium nicht verlieren. Er beschrieb, dass das sensorische Epithel dieser Tiere von bestimmten Wachstumszonen her regeneriert wird. Sechs Jahre später war es Cotanche [
9], der anlässlich von Studien zu Lärmtraumata am Corti-Organ von Hühnern entdeckte, dass diese zur Regeneration fähig sind [
16]. Wie so oft war es auch hier der Zufall, der diese wichtige Entdeckung ermöglichte: Nach einem seiner Versuche zur Lärmtraumatisierung von Hühnern kam es erst nach einiger Zeit zur Auswertung der geschädigten Cochleae. Es zeigten sich jedoch nicht wie erwartet, erhebliche Schädigungen, sondern diese waren nur gering. Während andere Forscher dieses Ergebnis sicherlich als Artefakt verworfen hätten, untersuchte Cotanche [
9] dies genauer und konnte die Regeneration der Haarzellen in der Hühnercochlea zweifelsfrei nachweisen [
8,
9]. …