Weitere Befunde der multimodalen Bildgebung umfassen eine
verminderte Makulapigmentdichte als frühe und charakteristische Veränderung der Erkrankung (Zeimer et al.
2010) sowie eine damit assoziierte erhöhte Signalstärke in der
Blue-Light-
Reflectance-Bildgebung (siehe Abb.
3, BLR) (Charbel Issa et al.
2008; Sallo et al.
2018). Makulapigment setzt sich aus Lutein, Zeaxanthin und Meso-Zeaxanthin zusammen und zeigt eine charakteristische Verteilung mit einem physiologischen fovealen
Maximum und Abnahme der Pigmentdichte mit zunehmendem Abstand zur Fovea (Snodderly et al.
1984a,
b). Neben antioxidativen Eigenschaften soll das Makulapigment schädliches kurzwelliges Licht
filtern, Streulicht und chromatische Aberrationen vermindern und das Kontrastsehvermögen verbessern. Bei Patienten mit MacTel ist die Makulapigmentdichte vor allem in einem Bereich temporal der Fovea vermindert und verschiedene Muster des Pigmentverlustes, von keilförmig bis oval, und mit oder ohne Verlust des fovealen Pigmentpeaks, können unterschieden werden (Helb et al.
2008; Charbel Issa et al.
2009b; Zeimer et al.
2010). Versuche, die verminderte Pigmentdichte durch die Einnahme oraler Lutein- und Zeaxanthinsupplemente zu erhöhen, zeigten lediglich eine Akkumulation von Pigment in nicht betroffenen Netzhautarealen außerhalb des MacTel-Areals, jedoch keine Effekte in den Bereichen, in denen eine pathologische Pigmentdepletion vorlag (Zeimer et al.
2012). Während das Pigmentverteilungsmuster bei Patienten mit MacTel über viele Jahre sehr stabil zu sein scheint, wurde eine Rolle des Verteilungsmusters für die Erkrankungsprogression sowie für zukünftig zu erwartende morphologische und funktionelle Defekte beschrieben (Muller et al.
2018).
In der
Optischen Kohärenztomografie-Angiografie (OCT-A) können typischerweise teleangiektatische Gefäße, insbesondere im Bereich der temporalen Parafovea, dargestellt werden. Eine Rarefizierung von Netzhautgefäßen kann zunächst auf Ebene des tiefen Netzhautplexus, und im weiteren Erkrankungsverlauf auch auf Ebene des superfiziellen Netzhautplexus beobachtet werden. Mit Progression der Erkrankung kommt es in vielen Fällen zu einer Verlagerung der Gefäße in den Bereich der äußeren, normalerweise avaskulären Netzhautschichten sowie zur Ausbildung von Netzhaut-Aderhautanastomosen
(Spaide et al.
2015; Tzaridis et al.
2019b; Breazzano et al.
2020a,
b). Letztere scheinen einen Risikofaktor für die Entstehung sekundärer Neovaskularisationsmembranen darzustellen (Hess et al.
2022), die ebenfalls mittels OCT-A-Bildgebung detailliert dargestellt und deren Ansprechen auf eine Anti-VEGF-Therapie (s. u.) mittels OCT und OCT-A überwacht werden kann (Tzaridis et al.
2021b).
Fluoreszenz Lifetime Imaging (FLIO) zeigt bei Patienten mit MacTel ein charakteristisches Muster mit verlängerten Lebenszeiten im kurzwelligen Spektrum. Hierbei zeigen sich, ähnlich wie in anderen Bildgebungsmodalitäten, keilförmige bis ovale Veränderungen im Bereich der MacTel-Zone (Sauer et al.
2018). Letztere Veränderungen können bereits sehr früh im Erkrankungsverlauf detektiert werden (Sauer et al.
2020).
Befunde der
Adaptiven Optiken-Scanning-Laser-Ophthalmoskopie (AOSLO) deuten auf eine bereits in sehr frühen Erkrankungsstadien signifikant erniedrigte Zapfendichte und verändertes Fotorezeptormosaik hin (Song et al.
2021).
Tab.
3 fasst früheste morphologische Veränderungen zusammen, die mittels Funduskopie und multimodaler Bildgebung bei Patienten mit MacTel detektiert werden können.