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Enzyklopädie der Schlafmedizin
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Publiziert am: 02.01.2020

Non-Benzodiazepin-Hypnotika

Verfasst von: Stefan Cohrs
Zu den Hypnotika aus der Substanzklasse der Non-Benzodiazepine zählen das Zyklopyrrolon Zopiclon, das Imidazopyridin Zolpidem sowie das Pyrazolopyrimidin Zaleplon. Die Non-Benzodiazepin-Hypnotika können zur kurzzeitigen Behandlung von Insomnie eingesetzt werden, wenn die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnien nicht hinreichend effektiv war oder nicht durchführbar ist.

Synonym

Benzodiazepinrezeptoragonisten

Englischer Begriff

benzodiazepin receptor agonists

Definition

Zu den „Hypnotika“ aus der Substanzklasse der Non-Benzodiazepine zählen das Zyklopyrrolon Zopiclon, das Imidazopyridin Zolpidem sowie das Pyrazolopyrimidin Zaleplon, das momentan in Deutschland allerdings nicht erhältlich ist. Wie die „Benzodiazepine“ selbst können auch die Non-Benzodiazepin-Hypnotika zur kurzzeitigen (3–4 Wochen) Behandlung von Insomnie eingesetzt werden, wenn die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnien nicht hinreichend effektiv war oder nicht durchführbar ist. Eine Suchterkrankung sollte bei Einsatz von Non-Benzodiazepin-Hypnotika möglichst ausgeschlossen sein. Den „Z“-Substanzen ist eine weitgehend vergleichbare Wirksamkeit in Relation zu den Benzodiazepinen bezüglich der Verkürzung der polysomnographisch gemessenen Einschlaflatenz gemeinsam, wobei die subjektive Schlaflatenz durch die Non-Benzodiazepin-Hypnotika etwas weniger reduziert zu werden scheint. Hinsichtlich der subjektiven Schlafqualität liegen Hinweise vor, dass diese durch die „Z“-Substanzen möglicherweise etwas weniger Verbesserung erfährt. Zolpidem und Zopiclon zeigen darüber hinaus bei Insomniepatienten eine den Benzodiazepinen im Allgemeinen vergleichbare Wirkung hinsichtlich der Anzahl der Aufwachvorgänge und der Schlafdauer.

Grundlagen

Den Pharmaka ist die Bindung an die Benzodiazepinrezeptor-Bindungsstellen des GABAA-Rezeptors als Wirkmechanismus gemeinsam (siehe auch „Neurotransmitter“). Es werden ω1- und ω2-Rezeptorsubtypen unterschieden, wobei dem ω1-Typ die Vermittlung der hypnosedativen Effekte und dem ω2-Typ die Beeinflussung von Gedächtnis und kognitiven Leistungen zugeschrieben werden. Im Gegensatz zur unspezifischen Bindung der Benzodiazepine zeigen insbesondere Zolpidem und Zaleplon, in gewissem Maß aber auch Zopiclon, eine überwiegende Affinität zum ω1-Rezeptorsubtyp, womit deren geringere Rate an unerwünschten Wirkungen in Zusammenhang gebracht wird.
Grundsätzlich können ähnliche unerwünschte Wirkungen wie unter den Benzodiazepinen auch bei den „Z“-Substanzen auftreten, sie sollten daher bei der Indikationsstellung entsprechend Berücksichtigung finden. Insgesamt ist bei diesen Pharmaka allerdings von einer geringeren Überhangsymptomatik und einem wahrscheinlich niedrigeren Abhängigkeitsrisiko auszugehen. Es finden sich neuerdings Hinweise auf eine etwas höhere Abhängigkeitsproblematik beim Zolpidem im Vergleich zu Zopiclon. Hinsichtlich des Einsatzes dieser Substanzen zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen gelten die im Beitrag „Benzodiazepine“ aufgeführten allgemeinen Regeln. Wie für die Benzodiazepine wird bei täglicher Einnahme zu einer kurzfristigen, maximal zwei- bis vierwöchigen Behandlung geraten.
Von Zolpidem und Zopiclon sind Indikation, Wirkungsweise, Dosierung und Darreichungsform in Tab. 1, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen in Tab. 2 und Pharmakokinetik, Verträglichkeit und Bewertung in Tab. 3 zusammengefasst.
Tab. 1
Non-Benzodiazepine. Indikation, Wirkungsweise, Dosierung und Darreichungsform
Medikament
Zolpidem
Zopiclon
Substanzklasse
Imidazopyridin
Zyklopyrrolon
Englischer Begriff
Imidazopyridine
Cyclopyrrolone
Handelsnamen (Beispiele)
Bikalm, Stilnox
Optidorm, Ximovan
Indikation
Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen bei Erwachsenen
Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen bei Erwachsenen
Wirkungsweise
Zolpidem bindet an der Benzodiazepinbindungsstelle des GABAA-Rezeptors mit starker Affinität zum ω1-Rezeptorsubtyp
Modulator am Benzodiazepin-GABAA-Rezeptorkomplex mit Verstärkung der hemmenden Wirkung und intermediärer Affinität zum ω1-Rezeptorsubtyp
Dosierung
10 mg; gegebenenfalls nur 5 mg bei Älteren und bei Menschen mit gestörter Leberfunktion
7,5–15 mg
Darreichungsform
Tablette
Tablette
Tab. 2
Non-Benzodiazepine. Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Medikament
Zolpidem
Zopiclon
Spezifische Nebenwirkungen
Zumeist gute Verträglichkeit; in den ersten Stunden nach Einnahme Beeinträchtigung der Psychomotorik und des Gedächtnisses, allerdings wenig Effekte am Folgetag
Bitterer Geschmack, trockener Mund
Wechselwirkungen
Wird hauptsächlich durch das Enzym CYP 3A4 abgebaut; unter gleichzeitiger Einnahme von CYP-3A4-Inhibitoren (Grapefruitsaft, Ketoconazol etc.) Verstärkung des sedierenden Effekts und Zunahme der psychomotorischen Beeinträchtigung; bei gleichzeitiger Einnahme von CYP-3A4-Induktoren (Carbamazepin, Johanneskraut etc.) Senkung der Zolpidemspiegel und Wirkminderung
Wird durch das Enzym CYP 3A4 abgebaut; Substanzen, die dieses Enzym hemmen (z. B. Cimetidin, Ketoconazol, Erythromycin), können zu einer Wirkverstärkung, solche, die eine Enzyminduktion hervorrufen (z. B. Rifampicin, Carbamazepin, Johanniskraut), zu einer Abschwächung der Wirkung führen
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegen die Substanz, schwere Leber- und Ateminsuffizienz, Myasthenia gravis, Schlafapnoesyndrom, Kinder und Jugendliche; von Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit wird abgeraten
Schwere Leber- und Ateminsuffizienz, Myasthenia gravis, schweres Schlafapnoesyndrom, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre; strenge Indikationsstellung während der Schwangerschaft und Stillzeit
Tab. 3
Non-Benzodiazepine. Pharmakokinetik, Verträglichkeit und Bewertung
Medikament
Zolpidem
Zopiclon
Resorption, Distribution, Elimination
Maximale Plasmakonzentration nach 0,5–2 Stunden, Halbwertszeit von 1,5–4,5 Stunden; wird über verschiedene Zytochrom-P450-Isoenzyme (hauptsächlich CYP 3A4) zu inaktiven Metaboliten abgebaut; mittlere maximale Plasmakonzentration ist bei älteren Menschen sowie bei Leber- und Niereninsuffizienz erhöht
Maximale Plasmakonzentration innerhalb von 0,25–1,5 Stunden, Halbwertszeit von 3,5–6,5 Stunden, bei Älteren bis zu 8 Stunden; wird über verschiedene Zytochrom-P450-Isoenzyme abgebaut; mittlere maximale Plasmakonzentration ist bei älteren Menschen sowie bei Leber- und Niereninsuffizienz erhöht
Verträglichkeit
Gut verträglich
Gut verträglich
Bewertung
Wirksames und recht gut verträgliches Hypnotikum zur kurzzeitigen Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen
Wirksames und recht gut verträgliches Hypnotikum zur kurzzeitigen Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen
Literatur
Buscemi N, Vandermeer B, Friesen C et al (2007) The efficacy and safety of drug treatments for chronic insomnia in adults: a meta-analysis of RCTs. J Gen Intern Med 22:1335–1350CrossRef
Holm KJ, Goa KL (2000) Zolpidem: an update of its pharmacology, therapeutic efficacy and tolerability in the treatment of insomnia. Drugs 59:865–889CrossRef
Terzano MG, Rossi M, Palomba V et al (2003) New drugs for insomnia: comparative tolerability of zopiclone, zolpidem and zaleplon. Drug Saf 26:261–282CrossRef
Wadworth AN, McTavish D (1993) Zopiclone. a review of its pharmacological properties and therapeutic efficacy as an hypnotic. Drugs Aging 3:441–459CrossRef