Zwei differente Genprodukte (IL-1α, IL-1β) umfassende, in aktivierten Makrophagen und anderen Zellen produzierte Zytokine mit außerordentlich vielseitigem, proinflammatorischem Wirkungsspektrum.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Synthese in Monozyten, aktivierten Makrophagen verschiedener Gewebe (Kupffer-Zellen, peritoneale und alveolare Makrophagen, Milz), peripheren neutrophilen Granulozyten, Endothelzellen, Fibroblasten, glatten Muskelzellen, Keratinozyten, Astrozyten u. a. Stimulation durch TNF-α, Interferon-α, -β, -γ, bakterielle Endotoxine, Viren und Antigene. Syntheseinhibition durch Kortikoide, Prostaglandin E2, Interleukin-6, IL-1-Rezeptorantagonist, α2-Makroglobulin u. a. IL-1 besteht aus zwei strukturell differenten, funktionell jedoch weitgehend äquivalenten Formen:
Etwa 27 % Aminosäuresequenzhomologie zwischen IL-1α und IL-1β, jedoch weitgehend identische dreidimensionale Struktur. Synthese als höhermolekulare Präkursoren mit der Molmasse 35 kDa und nachfolgender partieller proteolytischer Prozessierung. Intrazelluläre Vorstufen enthalten keine hydrophobische sekretorische Signalsequenz. Zusätzlich biologisch aktive Zellmembran-assoziierte Form (Molmasse 22 kDa), die in juxtakrine Wachstumskontrollen benachbarter Zellen involviert ist und niedermolekulare Formen der Molmassen 11,4 und 2 kDa. Bindung an zwei differente IL-1-Rezeptoren mit intrazellulärer Signalübertragung durch cAMP (Adenylatcyclase), Proteinkinase A (PKA) und NF-kappa-B. Außerordentlich breites biologisches Wirkungsspektrum:
Mediator von Entzündungsreaktionen, einschließlich Sekretionsstimulation inflammatorischer Proteine (Akute-Phase-Proteine)
Stimulation von T-Helferzellen zur Sekretion von IL-2
Proliferation von B-Zellen und Stimulation der Immunglobulinsynthese
Proliferation und Aktivierung von NK-Zellen, Fibroblasten, Thymozyten, Glioblastomzellen, Astroglia und Mikroglia
Chemoattraktion von Leukozyten und Aktivierung des oxidativen Stoffwechsels in neutrophilen Granulozyten
Wachstumshemmung von Endothelzellen, Hepatozyten und einigen Tumorzelltypen
Zytotoxizität für Insulin-produzierende β-Zellen der Langerhans-Inseln des Pankreas
Alteration der Endothelzellfunktionen mit Förderung thrombotischer Prozesse und Hemmung antikoagulatorischer Mechanismen. Förderung venöser Thrombose, Atherosklerose, Vaskulitis und disseminierter intravaskulärer Koagulation
Modulation des elektrophysiologischen Verhaltens von Neuronen
Einige biologische Aktivitäten von IL-1 werden indirekt vermittelt durch Induktion der Synthese anderer Mediatoren wie Adrenokortikotropes Hormon (ACTH), Prostaglandin E2, Thrombozytenfaktor 4 (PF-4), colony stimulating factor (CSF), IL-6 und IL-8.
Funktion – Pathophysiologie
Die pleiotrope Funktionalität von IL-1 definiert dieses Zytokin als einen wichtigen Mediator inflammatorischer Prozesse, der Immunabwehr, der Gerinnung, der Wundheilung u. a. Sowohl lokale wie auch systemische Wirkungen sind ausschlaggebend.
Funktionelle Methoden (Bioassay); unter Anwendung verschiedener Zelllinien, z. B. A375, D10, Mono-Mac u. a., indirekter Nachweis durch IL-1-induzierte Zytokinfreisetzung.
Referenzbereich – Erwachsene
Methodenabhängig.
Indikation
Ergänzungsdiagnostik systemischer Entzündungsreaktionen, z. B. Sepsis.
Interpretation
Eine eindeutige klinische Indikation zur Messung der Konzentration von IL-1 im Blut gibt es derzeit nicht. Als wichtiger proinflammatorischer Mediator kann die Konzentrationsbestimmung lediglich als Surrogat-Kenngröße systemischer Entzündungsreaktionen, z. B. Sepsis, angesehen werden.
Diagnostische Wertigkeit
Eine klare klinische Bedeutung hat die IL-1-Bestimmung im Serum aktuell noch nicht.
Literatur
Bomford R, Henderson B (Hrsg) (1989) Interleukin-1, inflammation and disease. Elsevier, New York