Irreguläre
Antikörper sind eine Gruppe von
Alloantikörpern, die gegen fremde, nicht auf der Oberfläche der eigenen
Erythrozyten vorhandenen Blutgruppenstrukturen gerichtet sind (
Blutgruppenantikörper). Sie werden auch als „nichtnatürliche“ Antikörper bezeichnet, da sie im Gegensatz zu den natürlichen Antikörpern oder
Isoagglutininen nicht obligat bei jeder erwachsenen Person zu finden sind. Irreguläre Antikörper entstehen nach Kontakt mit immunogenen Blutgruppenstrukturen, die nicht auf den eigenen Erythrozyten zu finden sind und so als fremde Struktur vom Immunsystem identifiziert werden. Dieser Kontakt entsteht entweder während der Schwangerschaft durch Übertritt fetaler Erythrozyten in den mütterlichen Blutkreislauf oder durch transfundierte zelluläre Blutkomponenten. Während der Schwangerschaft und bei
Bluttransfusionen kommt es immer zu einem Kontakt mit fremden
Antigenen auf der Erythrozytenoberfläche, da mehr als 300 unterschiedliche Erythrozytenantigene bekannt sind, von denen die meisten nicht transfusionsmedizinisch bei der Auswahl von zu transfundierenden Blutkomponenten berücksichtigt werden können. Der Kontakt fremder Erythrozytenantigene führt allerdings nicht zwangsläufig zur Bildung von Antiköpern gegen diese Erythrozytenantigene. Die Immunisierungswahrscheinlichkeit und damit auch die Notwendigkeit zur Berücksichtigung von Antigenen im Rahmen von Transfusionen unterscheiden sich je nach Antigen. Das Rhesusmerkmal D (
Rhesus-Faktor) ist für rhesusnegative Menschen ein sehr starkes Antigen, gegen das mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine Antikörperbildung erfolgt. Irreguläre Antikörper können zu hämolytischen Transfusionszwischenfällen oder auch zu Neugeborenenerythroblastosen führen und müssen während der Schwangerschaft und bei Transfusionen berücksichtigt werden. Die Erkennung irregulärer Antikörper gegen erythrozytäre Antigene im
Serum des Patienten erfolgt durch den
Antikörpersuchtest. Der Antikörpersuchtest ist Bestandteil jeder
Blutgruppenbestimmung und jeder
serologischen Verträglichkeitsprobe (
Kreuzreaktivität).