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Trypanosoma cruzi

Verfasst von: W. Stöcker
Trypanosoma cruzi
Englischer Begriff
Trypanosoma cruzi
Beschreibung des Erregers
Gattung: Trypanosoma; Art: Trypanosoma cruzi; einzelliger Flagellat.
Der einzellige Parasit Trypanosoma (T.) cruzi ist der Erreger der Chagas-Krankheit (Amerikanische/Südamerikanische Trypanosomiasis, Morbus Chagas). Auf Säugetiere und Menschen übertragen wird der Erreger, der einen Wirtswechsel durchmacht, von 3–4 cm großen blutsaugenden Raubwanzen (Reduviidae).
Erkrankungen
Chagas-Krankheit.
Verbreitung: insbesondere Mittel- und Südamerika, vor allem ländliche Gebiete.
Übertragung: Kontamination kleiner Hautverletzungen oder Schleimhäute (besonders im Auge) mit erregerhaltigem Kot der blutsaugenden Raubwanzen; Wild- und Haustiere dienen als Erregerreservoir; Mensch-zu-Mensch-Übertragungen durch Bluttransfusionen und Organtransplantationen sowie transplazentar sind möglich.
Klinik: akute Symptome bei 30–40 % der infizierten Personen, häufig bei Kindern; die Chagas-Krankheit durchläuft mehrere Stadien:
1.
Lokale Schwellung nach Wanzenstich an der Eintrittsstelle des Erregers, oft in Augennähe (Romana-Zeichen).
 
2.
Akute Phase nach wenigen Tagen mit Fieber, Luftnot, Ödemen, Durchfall, Bauchschmerzen, Lymphknotenschwellungen, Krampfanfällen (bei Hirnbeteiligung) und Herzvergrößerung. Die Letalitätsrate bei kardialen oder zerebralen Komplikationen in dieser Phase liegt bei 5–10 %.
 
3.
Weitestgehend symptomfreie Latenzphase, diese kann mehrere Jahre andauern.
 
4.
Bei chronischer Erkrankung (10–30 % der Infizierten) kommt es zu Manifestationen insbesondere am Herzen (Herzvergrößerung, Herzinsuffizienz, Reizleitungsstörungen) und am Verdauungstrakt (Untergang von Nervenzellen, Megaösophagus, Megakolon). Selten treten zentralnervöse Symptome auf.
 
Schätzungsweise 7 Millionen Menschen sind weltweit mit T. cruzi infiziert, jährlich sterben über 10.000 Menschen an der Chagas-Krankheit.
Analytik
Direktnachweis: mikroskopischer Nachweis des Erregers im Blut (gefärbter Blutausstrich); Nachweis der Erreger-DNA durch PCR (Polymerase-Kettenreaktion); Xenodiagnostik (laborgezüchtete erregerfreie Raubwanzen erhalten auf der Haut des Patienten eine Blutmahlzeit; nach 2–4 Wochen wird der Kot der Raubwanzen auf Erregerbefall untersucht).
Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper (IgG) im Serum durch Enzymimmunoassays (Enzyme-linked Immunosorbent Assay, Chemilumineszenz-Immunoassay), indirekte Immunfluoreszenz (IIFT; Immunfluoreszenz, indirekte).
Probenmaterial
Direktnachweis: Blut oder Blutbestandteile. Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
In der akuten Phase kann der Parasit mikroskopisch oder mittels PCR nachgewiesen werden. In der latenten und insbesondere in der chronischen Phase der Chagas-Krankheit ist der Nachweis des IgG gegen T. cruzi im Serum von Bedeutung für die Diagnose, hierfür werden vor allem Enzymimmunoassays oder IIFT verwendet. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung ist die Chagas-Krankheit heilbar.
Differenzialdiagnose: Typhus abdominalis, Influenza, viszerale Leishmaniose, Malaria, Brucellose.
Literatur
Robert-Koch-Institut, Berlin (2011) Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten. Robert-Koch-Institut, Berlin
World Health Organization (2017) Media centre. Chagas disease (American trypanosomiasis) Fact sheet. http://​www.​who.​int/​mediacentre/​factsheets/​fs340/​en/​ (11.04.2017)