Von einer Pandemie
spricht man, wenn sich eine Krankheit über mindestens 2 Kontinente ausgebreitet hat (von griech. „παν“ = alles und „δημος“ = Volk). Im Prinzip kann dieser Begriff für jede Infektionskrankheit angewendet werden. Beispiele für Pandemien sind die Pest im Mittelalter und in der jüngeren Zeit
HIV/AIDS. Zumeist denkt man bei dem Begriff Pandemie jedoch an
Influenza.
Aufgrund der hohen Mutationsrate der Influenzaviren wird davon ausgegangen, dass es jederzeit zur Entstehung eines neuen Virustyps kommen kann, für den der Großteil der Bevölkerung immunologisch naiv ist („viral shift“). Regelmäßig auftretende kleinere Veränderungen im Virusgenom („viral drift“) führen dazu, dass die Zusammensetzung des Influenzaimpfstoffs jedes Jahr überprüft und den zirkulierenden Virustypen angepasst werden muss.
Unter der Führung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben Länder weltweit Pandemiepläne entwickelt, um im Falle einer Influenzapandemie gerüstet zu sein. Abhängig von der Schwere der Infektionen und der Dauer der Pandemie können alle Bereiche der Gesellschaft betroffen sein. In jedem Fall ist jedoch der Gesundheitssektor in zentraler Weise davon erfasst.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet vier globale Phasen
(WHO
2013):
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Interpandemische Phase: Zeitraum zwischen Influenzapandemien
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Alarmphase: Ein neues Influenzavirus verursacht humane Erkrankungen und erfordert erhöhte Aufmerksamkeit
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Pandemische Phase: Ein neues Influenzavirus breitet sich global aus
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Übergangsphase: Das globale Situationseinschätzung entspannt sich, Aktivitäten auf globaler und regionaler Ebene können reduziert werden
Die Erfahrung der Pandemie von 2009 zeigte, dass diese Phasen ineinander übergehen können und nicht immer klar trennbar sind. Zudem entwickelt sich die epidemiologische Situation weltweit nicht synchron. Daher beschreiben diese Phasen die Situation aus globaler Sicht. Die WHO unterstreicht, dass die nationalen und regionalen Maßnahmen nach nationaler/regionaler Risikoabschätzung getroffen werden sollen (WHO
2013). Dieses Konzept wird auch im aktualisierten Nationalen Pandemieplan umgesetzt (RKI
2016b).
Dieses Kapitel beschreibt wichtige krankenhaushygienische Aspekte der Pandemieplanung, daher wird auf die detaillierte Informationen zu
Influenza andernorts verwiesen (RKI
2016c; ECDC
2016; WHO
2016a,
b; CDC
2016a). Auch wenn jedes Krankenhaus einen Pandemieplan haben sollte, so muss dieser in die lokale, regionale und nationale Planung eingebettet sein (für die jeweils aktuelle Fassung des Nationalen Pandemieplans siehe RKI
2016a). Nur so sind eine gezielte Vorbereitung und ein koordiniertes Funktionieren aller Beteiligten im Pandemiefall gewährleistet.
Klärung der Verantwortlichkeiten und Kommunikation
Surveillance und Risikoeinschätzung
Patientenmanagement
Wichtige Elemente
Eine diagnostische Abklärung jedes Falles ist nur zu Beginn einer Pandemie sinnvoll.
Die Empfehlung der Kommission für
Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am
Robert Koch-Institut zur Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten legt die für jeden Patienten anzuwendenden Basishygienemaßnahmen fest sowie welche Maßnahmen darüber hinaus bei spezifischen Infektionen anzuwenden sind (KRINKO
2015). Auch wenn die Empfehlung nicht explizit auf pandemische
Influenza eingeht, bilden die Hinweise unter Influenza die Basis, die gegebenenfalls während einer Pandemie mit spezifischen Empfehlungen ergänzt werden muss.
Die Übertragungswege bestimmen die notwendigen Schutzmaßnahmen. Influenzaviren können durch Tröpfchen, aber auch durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen übertragen werden. Bei bestimmten Interventionen (z. B. Intubation,
Bronchoskopie) können sich Aerosole bilden, die Influenzaviren ebenfalls übertragen können (KRINKO
2015).
Patienten mit gesicherter oder wahrscheinlicher pandemischer
Influenza müssen isoliert werden. Da während einer Pandemie der Bedarf an für die Isolation geeigneten Einzelzimmern deren Verfügbarkeit häufig übersteigt, können Pandemiepatienten auch gemeinsam isoliert werden (Kohortenisolierung), falls keine anderen Gründe dagegen sprechen (z. B. Infektionen oder Immunsuppression), gegebenenfalls in einem abgetrennten Bereich des Krankenhauses. Dauer der Isolierung
wird für 7 Tage nach Symptombeginn empfohlen, bei Kindern und Immunsupprimierten länger (KRINKO
2015). Falls während der Isolierperiode ein Transport innerhalb des Krankenhauses notwendig wird, sollten Patienten – sofern möglich – Mund-Nasen-Schutz tragen.
Zusätzlich zu den Basishygienemaßnahmen (Händehygiene, Barrieremaßnahmen, Reinigung und Desinfektion von Flächen,
Aufbereitung von Medizinprodukten, Abfallentsorgung, Bettenhygiene, Aufbereitung der Wäsche für Patienten und Personal, Umgang mit Geschirr, Art der
Unterbringung, Schulung und Aufklärung von Patienten und Personal) sind bei Patienten mit (pandemischer)
Influenza weitere
Hygienemaßnahmen erforderlich (KRINKO
2015). Für die Entscheidung, welche konkreten Schutzmaßnahmen notwendig sind, sollte eine Risikobewertung durchgeführt werden, in die unter anderem folgende Parameter eingehen können: Art und Dauer des Kontaktes, Abstand zum Patienten, Virulenz des Pandemievirus, gegebenenfalls Impfstatus des medizinischen Personals (KRINKO
2015). Zur Effektivität von
Masken (Mund-Nasen-Schutz, FFP2, FFP3) gibt es wenige Studien, die aussagekräftig sind. Welche Art von Maske zum Einsatz kommt, hängt sowohl von der Einstufung eines pandemischen Influenzavirus durch den ABAS (Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe) als auch von der konkreten Situation ab, beispielsweise ob aerosolproduzierende Tätigkeiten durchgeführt werden (RKI
2016b, S. 84). Bei aerosolerzeugenden Interventionen sollte zusätzlich auch eine Schutzbrille getragen werden (KRINKO
2015). Das korrekte Anziehen und Ablegen von persönlicher Schutzkleidung sollte als Bestandteil der Routineschulungen regelmäßig geübt werden.
Auch Besucher müssen in die
Hygienemaßnahmen eingewiesen werden und sie strikt befolgen (KRINKO
2015).
Der Aspekt der Verbrauchsabschätzung für Schutz- und allgemeine Verbrauchsmaterialien, Geräte und Medikamente zur Behandlung von
Influenza (insbesondere von schweren Verläufen) sowie von Sekundärinfektionen und Komplikationen sollte auf kommunaler und Landesebene vereinbart werden.
Einsatz von Pandemieimpfstoff
Einsatz von antiviralen Arzneimitteln
Schulung und Simulationsübungen