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Die Intensivmedizin
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Publiziert am: 28.09.2022

Transport kritisch kranker Patienten

Verfasst von: Tobias Hüppe und Jürgen Graf
Jeder Intensivtransport stellt ein Risiko für den Patienten dar. Aus diesem Grunde sollte vorher immer eine klare Indikation mit Nutzen-Risiko-Abwägung getroffen werden. Dies trifft insbesondere für reine „Diagnostikfahrten“ zu. Viele Intensivtransporte sind unumgänglich und müssen manchmal sogar unter Notfallbedingungen erfolgen. Es ist daher empfehlenswert, alle Intensivtransporte nach einem festen Schema durchzuführen und die erforderliche Ausrüstung und das Personal rund um die Uhr vorzuhalten. Das eingesetzte Personal muss geschult und auf Notfallsituationen vorbereitet sein.
Dieser Beitrag beschreibt die Risiken eines Intensivtransports und gibt Empfehlungen zur Ausrüstung, Vorbereitung und Durchführung des Transports von kritisch kranken Patienten. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Intra- und Interhospitaltransporten werden erläutert.

Transportrisiken

Die Häufigkeit von Zwischenfällen während eines Intensivtransportes wird in der Literatur nicht einheitlich angegeben. „Leichte“ Komplikationen treten beim Intrahospitaltransport in bis zu 68 %, „schwere“ Zwischenfälle in bis zu 9 % auf (Fanara et al. 2010). Beim Interhospitaltransport liegt die Häufigkeit für Komplikationen bei etwa 12 % für „spezialisierte“ Transportteams und bei 34 % für „Standardtransfers“ (Wiegersma et al. 2011). Zwischenfälle treten am häufigsten aufgrund von technischen und nicht von medizinischen Problemen auf. Komplikationen können allerdings auch Folge einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Patienten sein.
Die Hauptrisiken des Intensivtransportes betreffen die Atmung bzw. Beatmung und das Herz-Kreislauf-System. Hier können Störungen rasch und ohne Vorwarnung auftreten und dann sofort lebensbedrohlich werden. Hinzu kommt, dass es bei den meisten Transporten kurze Zeitabschnitte (z. B. beim Umlagern) gibt, in denen die Überwachung des Patienten trotz optimaler Geräteausstattung ausschließlich klinisch durchgeführt werden muss.

Atmung/Beatmung

Die Beatmung während des Intensivtransports erfolgt in der Regel nicht mit dem Intensivrespirator sondern mit einem Transportbeatmungsgerät. Allein durch diesen Gerätewechsel und den anschließenden Transport kann es zu Oxygenierungsstörungen kommen. Häufig sind für eine identische Beatmung mit verschiedenen Respiratoren beim gleichen Patienten unterschiedliche Beatmungsdrücke notwendig. Daher ist es ratsam, nach Wechsel des Beatmungsgerätes auch die applizierten Tidalvolumina zu überprüfen und ggfs. die Beatmungsdrücke anzupassen. Bei jedem Intensivtransport beatmeter Patienten muss eine Kapnographie abgeleitet werden. Möglicherweise stellt der Transport beatmeter Patienten einen eigenständigen Risikofaktor für die Entwicklung einer „respiratorassoziierten“ Pneumonie dar (Bercault et al. 2005). Spontan atmende Patienten müssen häufig für den Transport sediert werden. Hier kann es zu lebensbedrohlichen Oxygenierungsstörungen kommen, sodass auch hier eine Kapnographie sinnvoll ist.

Herz-Kreislauf-System

Herz-Kreislauf-Störungen können jederzeit während eines Intensivtransports auftreten. Häufig treten Schwankungen des Blutdrucks und der Herzfrequenz insbesondere bei Umlagerung des Patienten auf. Auch Herzstillstände wurden beschrieben. In einer Untersuchung von 339 Intensivtransporten wurden insgesamt 604 unerwartete Ereignisse registriert, von denen 30 als schwerwiegend klassifiziert wurden (Papson et al. 2007). Folgende Zwischenfälle traten am häufigsten auf:
  • schwerwiegende Hypotonie,
  • Bewusstseinstrübung, die dann eine Intubation erforderte,
  • Anstieg des intrakraniellen Drucks.
Risikofaktoren und Gefahren beim Transport von Intensivpatienten (mod. nach Brunsveld-Reinders et al. 2015)
  • Fehlfunktionen des Equipments
  • Fehlendes Equipment
  • Ungenügende Vorbereitung des Intensivtransports
  • Schlechte Kommunikation zwischen abgebendem und aufnehmendem Team
  • Dislokationen von Tubus, Beatmungsschlauch, Drainagen oder Infusionsleitungen
  • Fehlende Sauerstoffreserve
  • Erhöhter Bedarf an Katecholaminen während des Transports
  • Hypoxie, Hypo- oder Hyperkapnie
  • Psychische Belastung des Patienten
  • Vorübergehender Mehrbedarf an Analgetika/Sedativa
  • Bei Lagerungsänderungen: Oxygenierungsstörungen, Hirndruckanstieg
  • Transporttrauma durch Beschleunigung, Lärm, Vibration
  • Betriebsinterne Transportprobleme (Fahrstuhl, Wartezeiten)

Transportausrüstung

Für den innerklinischen Intensivtransport ist folgende Basisausstattung erforderlich (Empfehlung der DIVI zum innerklinischen Transport kritisch kranker, erwachsener Patienten – DIVI 2004a):
  • Transportmonitor
  • Transportbeatmungsgerät
  • Notfallequipment inklusive Handbeatmungsbeutel mit Sauerstoffreservoir
  • Defibrillator, sofern der Patient besonders gefährdet ist.
  • Spritzenpumpen
  • ausreichende Menge Sauerstoff

Transportmonitor

Der Transportmonitor muss stabil gebaut, übersichtlich und bedienbar sein, einen beleuchteten, gut erkennbaren Bildschirm besitzen sowie über eine Akkulaufzeit von mindestens 2 h verfügen. Folgende Parameter müssen überwacht werden können:
  • EKG mit Herzfrequenz,
  • nicht-invasive, oszillometrische Blutdruckmessung (mit verschiedenen Manschettengrößen),
  • invasive Druckmessung mit Darstellung der Druckkurve (für Blutdruck, ZVD, PAP, PCWP oder ICP),
  • Kapnographie bei beatmeten Patienten.

Transportbeatmungsgerät

Ein Transportbeatmungsgerät sollte folgende Einstellmöglichkeiten bzw. Eigenschaften besitzen:
  • Atemfrequenz und Tidalvolumen bzw. Atemminutenvolumen,
  • Atemzeitverhältnis (I:E frei wählbar, zumindest aber 1:1 und 1:2),
  • FiO2 frei wählbar,
  • PEEP,
  • Beatmungsdruckanzeige,
  • akustischer und optischer Volumenmangel-, Stenose- und Diskonnektionsalarm.
Cave
Beim Einsatz der Transportbeatmungsgeräte müssen folgende Gefahren beachtet werden:
  • Alte Geräte besitzen keinen Diskonnektions- oder Volumenmangelalarm
  • Die Beobachtung der Beatmungsdruckanzeige ist zwar hilfreich, beweist aber keine ausreichende Ventilation und kann bei einer Stenose im Bereich der Atemwege irreführend sein.
  • Manche Geräte sind Sauerstoff-druckbetrieben. Ist kein Sauerstoff-Druck mehr vorhanden (bei geschlossener oder vollständig entleerter O2-Flasche), stoppt die Beatmung bei einigen Geräten ohne Vorwarnung.
Daher ist gleichzeitig die Beobachtung der Kapnographiekurve sowie eine klinische Überwachung erforderlich: Der Thorax hebt und senkt sich regelmäßig. Eine Überwachung mittels Kapnometrie ist dabei zwingend vorgeschrieben. Auch bei sedierten Patienten unter Spontanatmung sollte eine Kapnographie erwogen werden. Hierfür sind kommerzielle Systeme erhältlich, die gleichzeitig Sauerstoff applizieren und die exspiratorische Kohlendioxidkonzentration messen. Die Pulsoxymetrie reagiert erst verzögert bei beginnendem O2-Mangel und ist daher keinesfalls ausreichend bei der Überwachung beatmeter oder sedierter Patienten.

Notfalltasche

Die Notfalltasche für innerklinische Transporte muss kein vollständig aufgerüsteter Notarztkoffer sein; es genügen vielmehr ein Basissatz Notfallmedikamente (Narkotika, Analgetika, Muskelrelaxantien, Antiepileptika, Antiarrhythmika, Adrenalin, Noradrenalin), Endotrachealtuben, Laryngoskope, Absaugkatheter und – pumpe, Beatmungsbeutel, einige Spritzen und Kanülen, ein Intubationsbesteck sowie ein Handbeatmungsbeutel mit Masken und Guedel-Tuben.
Eine Vorschlagsliste zur Medikamentenausstattung findet sich in Tab. 1.
Tab. 1
Vorschlagsliste zur Medikamentenausstattung eines Notfallkoffers für innerklinische Transporte
Notfallmedikamente
Sedativa/Analgetika
Sonstiges
– Adrenalin
– Noradrenalin
– Atropin
– Akrinor
– Nitroglycerin
– Midazolam
– Propofol
– 100 ml NaCl 0,9 %
– Nichtdepolarisierendes Muskelrelaxans (z. B. Rocuronium oder Cisatracurium)

Vorbereitung und Durchführung des Transports

Geplante Intensivtransporte werden am besten während der Hauptarbeitszeit durchgeführt, wenn die Mitarbeiterzahl am höchsten ist. Dies gilt insbesondere für Transporte zu diagnostischen Zwecken, um Befunde sofort mit einem erfahrenen Untersucher „vor Ort“ diskutieren und eventuelle Zusatzuntersuchungen anschließend ohne unnötigen Zweittransport durchführen zu können.

Personelle Voraussetzungen

Innerklinische Transporte beatmeter Intensivpatienten sollten immer von mindestens 2 Personen begleitet werden: einem Arzt und einer Pflegekraft (= Transportteam), beide mit intensivmedizinischer Qualifikation (Empfehlung der DIVI zum innerklinischen Transport kritisch kranker, erwachsener Patienten – DIVI 2004a). Der transportbegleitende Arzt sollte folgende Anforderungen erfüllen:
  • Erfahrung in der Intensivmedizin,
  • Erfahrung in der Notfallmedizin,
  • Erfahrung in der Transportbegleitung,
  • Erfahrung im Atemwegsmanagement (Beutel-Masken-Beatmung, Intubation und alternative Verfahren).
Im Idealfall sollte das Team, das den Patienten auf der Intensivstation betreut, auch den Transport selber durchführen. Dann sind dem Team die individuellen Besonderheiten des Patienten bekannt.
Ist der Patient dem Transportteam nicht bekannt, so wird eine adäquate Übergabe durchgeführt. Hierbei muss auch eine Identitätssicherung des Patienten und der geplanten Maßnahme erfolgen. Ein mobiles Telefon sollte beim Transport immer mitgeführt werden, um im Notfall Hilfe zu alarmieren.
Cave
Bei innerklinischen Transporten gilt: Persönlich unbekannte Patienten nie ohne vorhergehende Identitätssicherung transportieren! Dies gilt insbesondere bei Patienten, die zu einer Operation oder nach Hirntoddiagnostik zur Explantation begleitet werden sollen.

Vorbereitung des Patienten

Der ansprechbare Patient wird vor dem Transport entsprechend informiert, etwa 30–45 min vor dem geplanten Untersuchungs- oder Operationstermin kann dann in Ruhe mit den Transportvorbereitungen begonnen werden.

Infusionen

Prinzipiell sollten nur so viele Infusionen und Spritzenpumpen wie wirklich nötig mitgenommen werden, um auch beim Umlagern möglichst übersichtlich arbeiten zu können. In der Regel reicht eine gute laufende Infusion; hierüber können Medikamente rasch injiziert und eingespült werden. Infusionsflaschen mit parenteraler Ernährung oder Antibiotika werden nicht benötigt und sollten – um Inkompatibilitäten bei der Injektion anderer Medikamente zu vermeiden – gar nicht erst mitgeführt werden.

Kreislaufwirksame Medikamente

Katecholamine, Vasodilatatoren und evtl. Antiarrhythmika müssen selbstverständlich auch während des Transports infundiert werden. Die Spritzenzuleitung sollte direkt an einen (zentralen) Venenkatheter angeschlossen werden. Werden diese Medikamente über einen Y-Anschluss mit einer laufenden Infusion zugeführt, so müssen Infusionspausen (z. B. durch Ablegen der Flasche beim Transport) unbedingt vermieden werden. Schließlich muss auf ausreichend gefüllte Medikamentenspritzen geachtet werden: Ein Spritzenwechsel sollte noch vor Transportbeginn erfolgen, Ersatzspritzen werden bei Bedarf mitgeführt.

Andere Medikamente

Weitere Perfusoren sollten wegen der Transportübersichtlichkeit nur dann am Patienten angeschlossen bleiben, wenn eine Unterbrechung aufgrund der kurzen Wirkdauer problematisch wäre oder das Medikament im Bedarfsfall nicht ausreichend sicher als Bolus appliziert werden kann. So kann beispielsweise auf die „prophylaktische“ Heparininfusion während des Transportes verzichtet werden. Eine „therapeutische“ Heparinisierung wird dagegen meist fortgeführt.
Cave
Besondere Vorsicht ist geboten bei insulin- oder kaliumhaltigen Infusionen: Diese sollten (von seltenen Ausnahmefällen abgesehen) wegen der Hypoglykämie- und Hyperkaliämiegefahr nicht auf dem Transport mitgeführt werden.

Überwachung während des Transports

Anschließend wird das Transportmonitoring angeschlossen, wobei sich der Überwachungsumfang an den nachfolgenden Empfehlungen orientieren sollte.

Nicht beatmete Patienten

Für den Transport nicht beatmeter Intensivpatienten wird zur Überwachung folgender Minimalstandard empfohlen:
Ist eine arterielle Kanüle vorhanden, so wird auch eine direkte, invasive Druckmessung empfohlen. In manchen Situationen ist es sinnvoll, eine invasive Druckmessung allein für den Transport und die geplante Intervention neu anzulegen. Bei spontanatmenden Patienten, die für den Transport sediert werden müssen, sollte eine Kapnographiekurve (s. o.) abgeleitet werden.

Beatmete Patienten

Zusätzlich zu dem oben genannten Monitoring ist bei beatmeten Patienten eine weitergehende Überwachung erforderlich:
  • Beatmungsdruck mit Stenosealarm,
  • Volumenmangel- und Diskonnektionsalarm,
  • Kapnometrie (mit Kapnographiekurve).

Einstellung des Transportbeatmungsgeräts

Bei der Einstellung des Transportbeatmungsgeräts wird die Einstellung des Intensivrespirators direkt übernommen. Ist dies nicht vollständig möglich, so sollte bei den folgenden Beatmungsparametern eine ähnliche Einstellung erreicht werden:
  • Atemfrequenz,
  • Tidalvolumen,
  • Atem-Zeit-Verhältnis,
  • PEEP
  • Beatmungsspitzendruck.
Die Patienten werden beim Gerätewechsel anfänglich mit 100 % O2 beatmet. Dies scheint bei Erwachsenen auch für eine kurze Transportdauer akzeptabel zu sein und ist zudem mit einem gewissen Sicherheitsgewinn verbunden.
Dauert die Intervention vermutlich länger (z. B. mehrstündige Operation, angiografische Intervention etc.), so kann der Intensivrespirator zusätzlich mitgeführt und z. B. im OP oder Angiografieraum über Wandanschlüsse wieder in Betrieb genommen werden.

Berechnung von O2-Vorrat und maximaler Betriebsdauer

Vor dem Transport können O2-Vorrat und mögliche Betriebsdauer berechnet werden. Hierbei muss man berücksichtigen, dass aus Sicherheitsgründen in O2-Flaschen ein Restdruck von ca. 30 bar verbleiben sollte. Der minütliche Gasverbrauch der oben genannten Transportrespiratoren entspricht bei 100 %-O2-Beatmung der Summe aus Atemminutenvolumen plus 1 l/min „Betriebsgas“.
Berechnung des O 2 -Vorrats
$$ \textrm{Nutzbarer}\ {\textrm{O}}_2-\textrm{Vorrat}=\textrm{Volumen}\ \textrm{der}\ {\textrm{O}}_2-\textrm{Flasche}\times \left(\textrm{Flaschendruck}\hbox{--} 30\ \textrm{bar}\ \textrm{Restdruck}\right) $$
Beispiel:
$$ 3\textrm{l}\times \left(180-30\ \textrm{bar}\right)=450\ \textrm{l}\ {\textrm{O}}_2 $$
Bei einem Atemminutenvolumen von 9 l/min entspricht dies einer sicheren Beatmungsdauer von 450 l/(9 + 1 l/min) = 45 min. Durch Beatmung mit einer FiO2 = 0,5 („Air Mix“) ließe sich die Beatmungsdauer in etwa verdoppeln.

Patienten mit schweren Oxygenierungsstörungen

Sollen Patienten mit schwersten Oxygenierungsstörungen transportiert werden (z. B. CT-Diagnostik bei Polytrauma mit ARDS), so ist die Indikation hier besonders streng zu stellen. Für die Transportbeatmung wird dann am besten ein High-end-Transportbeatmungsgerät oder ein akkubetriebener Intensivrespirator verwendet. Diese Transporte sind technisch besonders anspruchsvoll und verlangen von allen Beteiligten eine exakte Planung und Durchführung.

Vorgehen in Sonderfällen

In Sonderfällen verfügt der Patient über weitere Katheter oder ist von Organersatzverfahren bzw. -unterstützungsverfahren abhängig. Hier empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

Pulmonalarterienkatheter

Ein unbeabsichtigtes Vorschieben des Katheters beim Transport oder Umlagern kann Herzrhythmusstörungen auslösen oder sogar zu einer Pulmonalarterienruptur führen. Um dies zu vermeiden, wird der Pulmonalarterienkatheter vor dem Transport unter Monitorkontrolle zurückgezogen, ausgehend von der Wedge-Position um ca. 5 cm, sodass die Katheterspitze dann in einem größeren Pulmonalarteriengefäß liegt. Anschließend wird der Katheter am Schleuseneingang fixiert und die Zentimetermarke notiert. Der Ballon sollte immer entblockt werden.
Eine kontinuierliche PAP-Messung während des Transports ist nur selten erforderlich; allerdings sollte die Lage der Katheterspitze intermittierend mittels PAP-Messung überprüft werden. Während länger dauernder Interventionen oder Operationen wird eine kontinuierliche PAP-Druckmessung empfohlen, die Bestimmung des Wedge-Drucks erfolgt nach Bedarf und analog zur Intensivstation.

Intrakranielle Druckmessung

Abhängig vom verwendeten Druckmesssystem ist eine kontinuierliche Überwachung des intrakraniellen Drucks (ICP) während des Transports gar nicht möglich. Das in der Übersicht dargestellte Vorgehen hat sich bei Patienten mit erhöhtem ICP bewährt.
Praxisempfehlungen zum Transport von Patienten mit erhöhtem intrakraniellen Druck:
  • Vor Transportbeginn Analgosedierung vertiefen, dabei auf ausreichenden zerebralen Perfusionsdruck (CPP) achten
  • Muskelrelaxierung erwägen, um ein Pressen und damit ein Anstieg des ICP bei Umlagerung zu vermeiden
  • Bei der Beatmungseinstellung Normokapnie anstreben, ggf. vorübergehend milde Hyperventilation (bei Bedarf Blutgasanalyse)
  • Osmodiuretika bereithalten; falls schon im Routineplan enthalten, dann Applikation einer Dosis unmittelbar vor Transportbeginn
  • Transport mit erhöhtem Oberkörper, Kopf stabil in der Mittellinie lagern
  • Bei Ankunft z. B. im CT oder OP sofort ICP-Messung wieder anschließen, Flachlagerung des Patienten möglichst vermeiden oder unter ICP-Kontrolle durchführen
  • Bei länger dauernden Interventionen Kontrolle der Beatmungseinstellung mit Kapnometrie und intermittierender Blutgasanalyse
  • Vorsicht bei intraventrikulärer Druckmessung mit Liquorableitung: System am besten für den Transport verschließen, um ein unbeabsichtigtes „Leerlaufen“ bei Tieflagerung des Reservoirs zu verhindern; Öffnung der Liquordrainage nach Bedarf und ICP-Wert

Thoraxdrainage

Thoraxdrainagen werden im Schockraum bei beatmeten Patienten häufig mit einem Gummilippenventil (sog. Heimlich-Ventil) versorgt. Dabei muss auf die seitenrichtige Ventilkonnektion geachtet werden, anderenfalls kann sich ein Spannungspneumothorax entwickeln. Wird an das Heimlich-Ventil ein Sekretbeutel angeschlossen, so droht die gleiche Gefahr, wenn der Beutel nicht durch einen Scherenschnitt eröffnet wurde. Wenn möglich sollte die Anwendung eines Heimlich-Ventils innerklinisch vermieden und „konventionelle“ Drainagesysteme verwendet werden.
Beim Intensivtransport ist Folgendes zu beachten:
  • Thoraxdrainage und Verbindungsschlauch vor Transportbeginn auf freie Durchgängigkeit prüfen,
  • Schläuche sicher befestigen, um ein unbemerktes Abknicken oder eine Diskonnektion zu verhindern,
  • Drainagesystem nicht über Patientenniveau anheben, um einen Rücklauf von Flüssigkeit zu vermeiden.
  • Ist ein Sog erforderlich, dann kann für kurze Transporte ein geschlossenes Dreikammersystem mit integrierter Sogkontrolle verwendet werden, anderenfalls muss eine akkubetriebene Saugpumpe an das Drainagesystem angeschlossen werden.
Cave
Auch bei korrekter Lage und Funktion der Thoraxdrainage kann sich während des Transports ein neuer Spannungspneumothorax ausbilden, der eine sofortige Entlastung erfordert!

Hämodialyse/Hämofiltration

Bei Patienten, die ein Nierenersatzverfahren benötigen, sind folgende Besonderheiten zu beachten:
  • Nach intermittierender Hämodialyse sind Volumenmangel und Elektrolytentgleisungen möglich; daher vor Transportbeginn aktuelle Blutgas- und Elektrolytkontrolle durchführen und Volumenstatus abschätzen.
  • Bei kontinuierlichen Verfahren (z. B. CVVHD): Schlauchleitungen mit heparinhaltiger Kochsalzlösung („Heparinschloss“) oder zitrathaltiger Kochsalzlösung („Zitratschloss“) freispülen, Maschine in Stand-by-Modus.
  • Abhängig von der geplanten Intervention systemische Restwirkung der „Dialyseantikoagulation“ beachten.

Intraaortale Ballonpumpe (IABP) und ECMO

Für den Transport von Patienten mit IABP oder ECMO wird die Hilfe einer weiteren Person empfohlen, die mit den typischen Problemen einer IABP/ECMO und deren Lösung gut vertraut ist; meist ist dies ein Kardiotechniker (Berset et al. 2012). Dies gilt ebenso bei Patienten mit einem linksventrikulären oder biventrikulären „Assist Device“ (LVAD/BVAD) oder Patienten mit einem Kunstherzsystem. Vor Transportbeginn muss Folgendes beachtet werden:
  • IABP-Katheter ausreichend fixieren, um eine Dislokation beim Transport (und insbesondere beim Umlagern) zu verhindern,
  • bei EKG-Triggerung: EKG-Elektroden auf sicheren Halt überprüfen, evtl. erneuern,
  • bei Drucktriggerung: Druckmessvorrichtung überprüfen, Steuereinheit der IABP kontrollieren: Augmentationsstärke, Frequenz?
Bei manchen IABP-Geräten ist eine korrekte Drucktriggerung bei erheblicher Hypotonie nicht möglich. Daher sollte für den Transport ein alternatives Triggerverfahren sofort verfügbar sein, am einfachsten das EKG. Der IABP-Betrieb kann während des Transports anhand der typischen arteriellen Druckkurvenveränderungen überwacht werden.

Besonderheiten des Interhospitaltransports

Interhospitaltransporte zwischen Intensivstationen unterschiedlicher Versorgungsstufe finden in beiden Richtungen statt: Anfänglich werden die Patienten aufgrund der Schwere oder Besonderheit der Erkrankung von einer Intensivstation mit niedrigerer Versorgungsstufe in eine Spezialeinheit verlegt, nach abgeschlossener Behandlung häufig dann ein Rücktransport durchgeführt.
Prinzipiell sind die Risiken beim Interhospitaltransport und beim innerklinischen Transport ähnlich; zusätzlich müssen jedoch vermehrt technische Probleme bedacht werden (Droogh et al. 2012). Viele Problem können möglicherweise durch eine gute Vorbereitung des Transportes vermieden werden (Ligtenberg et al. 2005).

Transportmittel

Für den Interhospitaltransfer werden speziell ausgerüstete Fahrzeuge (ITW = Intensivtransportwagen), Hubschrauber (ITH = Intensivtransporthubschrauber) oder Flächenflugzeuge (Ambulanz-Jet) vorgehalten, deren Alarmierung und Einsatzkoordination über die lokale Rettungsleitstelle (ITW, ITH) oder die bekannten Hilfsorganisationen (ITH, Ambulanz-Jet) erfolgt.
Alle Fahr- und Flugzeuge müssen über die für den innerklinischen Transport dargestellten Überwachungs- und Behandlungsmöglichkeiten verfügen, zusätzlich muss ein moderner Intensivrespirator an Bord vorhanden sein. Die Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat zu Konstruktion und Ausstattung eines ITW konkret Stellung bezogen (Stellungnahme der BAND und DIVI zur Konstruktion und Ausstattung von Intensivtransportwagen (ITW) – DIVI 2004a) und darüber hinaus Empfehlungen zur erforderlichen Qualifikation des begleitenden Arztes gemacht (Zur ärztlichen Qualifikation bei Intensivtransport – DIVI 2004a).
Der Einsatzradius wird etwa folgendermaßen angegeben:
  • ITW: bis 100 km oder 2 h Transportdauer,
  • ITH: 50–250 km,
  • Ambulanzjet: >250–500 km.

Vorbereitung und Durchführung

Jeder Interhospitaltransport muss im Vorfeld exakt geplant werden; dazu ist unbedingt ein Arzt-Arzt-Gespräch erforderlich. Zuerst müssen zwei entscheidende Fragen beantwortet werden:
  • Warum soll der Patient verlegt werden?
  • Wie dringend ist der Transport?
Hierbei sei betont, dass jede Transportindikation eine Einzelfallentscheidung darstellt, bei der Nutzen und Risiken für den Patienten individuell sorgfältig abgewogen werden müssen. Kritisch sollte auch das notwendige Transportmittel (ITW vs. ITH) in Rücksprache mit der Leitstelle nach den Gesichtspunkten Dringlichkeit, Angemessenheit, Verhältnismäßigkeit und Verfügbarkeit ausgewählt werden. Dementsprechend ist es nahezu unmöglich, von einem „nicht transportfähigen“ Patienten zu sprechen, der erwartete Nutzen muss aber in jedem Fall das evtl. extrem hohe Risiko rechtfertigen. Weiterhin muss bei sehr dringlichen Einsätzen folgendes beachtet werden:
Intensivtransporter sind keine Notfallverlegungsfahrzeuge. Muss ein Notfallpatient sofort in eine Spezialklinik gebracht werden, z. B. bei intrakranieller Blutung mit Einklemmungsgefahr oder Herzinfarkt zur Katheterintervention, so erfolgt dies mit dem schnellstmöglich verfügbaren Rettungsmittel und mit Begleitung durch den verlegenden Arzt.
In dem Arzt-Arzt-Gespräch müssen außerdem weitere Informationen abgefragt werden, die am besten auf einem speziellen Protokoll dokumentiert werden. (Intensivtransportprotokoll – DIVI 2004a)
Es empfiehlt sich, beim Planungsgespräch folgende Abfragen durchzuführen:
  • Datum und Uhrzeit der Verlegung, zuständige Zielleitstelle mit Telefon/Funk
  • Patientenname mit Alter, Größe und Gewicht (bei ITH Verlegung ist eine Patientenbreite von >65 cm möglicherweise kritisch)
  • Abgebende Klinik mit Station, zuständigem Arzt und Telefonnummer
  • Aufnehmende Klinik mit Station, zuständigem Arzt und Telefonnummer
  • Grund der Verlegung
  • Beatmung/Beatmungsparameter
  • Zugänge/Drainagen
  • Perfusoren (Konzentrationen und Laufrate)
  • Infektionen/Isolierungspflicht
  • Aktuelles Labor/Blutgasanalyse
  • Sonstige Besonderheiten
  • Kostenübernahme durch Krankenkasse
  • Bei ITH Verlegungen: Landemöglichkeit am Krankenhaus, zusätzlicher Transfer des Patienten?
Direkt vor Beginn des Transportes sollte nochmals eine telefonische Ankündigung des Patienten mit erwarteter Ankunftszeit durch den transportierenden Arzt erfolgen. Dadurch lassen sich evtl. doch nicht vorhandene Aufnahmekapazitäten im Zielkrankenhaus vor Beginn des Transportes frühzeitig erkennen.
Die Übergabe des Patienten erfolgt auf der Intensivstation des verlegenden Krankenhauses. Anschließend übernimmt das Transportteam die volle Verantwortung für den Patienten. Die Übergabe in der Zielklinik sollte ebenfalls an einen intensivmedizinisch erfahrenen Arzt erfolgen.
Literatur
Bercault N, Wolf M, Runge I, Fleury JC, Boulain T (2005) Intrahospital transport of critically ill ventilated patients: a risk factor for ventilator-associated pneumonia-a matched cohort study. Crit Care Med 33:2471–2478CrossRef
Berset A, Albrecht R, Ummenhofer W, Erne JJ, Zuercher M (2012) Air transfer of patients with intra-aortic balloon pump support. Swiss experience and recommendations. Swiss Med Wkly 142:w13552PubMed
Brunsveld-Reinders AH, Arbous MS, Kuiper SG, de Jonge E (2015) A comprehensive method to develop a checklist to increase safety of intra-hospital transport of critically ill patients. Crit Care 19(1):214. https://​doi.​org/​10.​1186/​s13054-015-0938-1CrossRefPubMedPubMedCentral
Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin – DIVI (2004a) Empfehlung der DIVI zum innerklinischen Transport kritisch kranker, erwachsener Patienten. http://​www.​divi-orgde/​fileadmin/​pdfs/​Intensivmedizin/​Empfehlung_​DIVI.​pdf. Zugegriffen am 30.09.2021
Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin – DIVI (2004b) Stellungnahme der BAND und DIVI zur Konstruktion und Ausstattung von Intensivtransportwagen (ITW). https://​www.​divi.​de/​joomlatools-files/​docman-files/​publikationen/​intensivtranspor​t/​04-intensivtranspor​twagen-ausstattung-stellungnahme-BAND-DIVI.​pdf. Zugegriffen am 30.09.2021
Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin – DIVI (2004c) Zur ärztlichen Qualifikation bei Intensivtransport – DIVI 2004. https://​www.​divi.​de/​images/​Dokumente/​041130-weiterbildung-intensivtranspor​t-spezialkurs-intensivtranspor​t.​pdf. Zugegriffen am 30.09.2021
Droogh JM, Smit M, Hut J, de Vos R, Ligtenberg JJM, Zijlstra JG (2012) Inter-hospital transport of critically ill patients; expect surprises. Crit Care 16:R26CrossRef
Fanara B, Manzon C, Barbot O, Desmettre T, Capellier G (2010) Recommendations for the intra-hospital transport of critically ill patients. Crit Care 14:R87CrossRef
Ligtenberg JJM, Arnold LG, Stienstra Y et al (2005) Quality of interhospital transport of critically ill patients: a prospective audit. Crit Care 9:R446–R451CrossRef
Papson JP, Russel KL, Taylor DM (2007) Unexpected events during the intrahospital transportof critically ill patients. Acad Emerg Med 14:574–577CrossRef
Wiegersma JS, Droogh JM, Zijlstra JG, Fokkema J, Ligtenberg JJ (2011) Quality of interhospital transport of the critically ill: impact of a Mobile Intensive Care Unit with a specialized retrieval team. Crit Care 15:R75CrossRef