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HLA-Antikörper

Verfasst von: K. Kleesiek, C. Götting, J. Diekmann, J. Dreier und M. Schmidt
HLA-Antikörper
Synonym(e)
Anti-HLA-Antikörper; MHC-Antikörper
Englischer Begriff
HLA antibodies; MHC antibodies
Definition
Antikörper gegen Histokompatibilitätsantigene.
Methode
Zum Nachweis von HLA-Antikörpern kommen Methoden wie lymphozytotoxischer Test, Durchflusszytometrie, Enzymimmunoassays und Hämagglutinationsteste (Agglutinationstest) zum Einsatz, die sich allerdings nur begrenzt zur Antikörperdifferenzierung eignen. Hierzu müssen Spendertestzellen verwendet werden, deren HLA-Antigenmuster bekannt ist. Über das Reaktionsmuster im Lymphozytotoxizitätstest oder Enzymimmunoassay kann dann die Spezifität des Antikörpers ermittelt werden. Ein Definitionspanel für HLA-Antikörper muss Zellen von mindestens 45–50 verschiedenen Spendern umfassen.
Funktion – Pathophysiologie
Über eine Aktivierung der Lymphozyten ist das menschliche Immunsystem in der Lage, Antikörper gegen körperfremde Proteine (Antigene) zu bilden. Solche Antikörper können auch gegen körperfremde HLA-Merkmale gebildet werden. Dies ist vor allem bei Schwangerschaften und Bluttransfusionen der Fall.
So gelangen während einer Schwangerschaft oder der Geburt geringe Mengen des kindlichen Blutes in den mütterlichen Kreislauf. Da die kindlichen Leukozyten hinsichtlich der mütterlichen HLA-Merkmale Haplotyp-identisch sind, kann es bei einem Kontakt des mütterlichen Immunsystems mit den fremden, vom Vater stammenden HLA-Antigenen zu einer Produktion spezifischer Antikörper gegen diese Antigene kommen. Daher findet man bei einem Großteil der Frauen nach einer Schwangerschaft HLA-Antikörper im zirkulierenden Blut. Dies ist vor allem nach mehreren Schwangerschaften der Fall. Zwar sinkt der Antikörpertiter im Laufe der Zeit meist unter die Nachweisgrenze, jedoch steigt die Antikörperproduktion bei erneutem Antigenkontakt sehr schnell wieder an (Boosterung).
Eine andere Möglichkeit, die zur Bildung von HLA-Antikörpern führen kann, ist die Transfusion von allogenen Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentraten, da der Blutspender in der Regel andere HLA-Merkmale aufweist als der Patient. Besonders immunogen wirken hierbei die in den Blutkomponenten kontaminierend vorhandenen Lymphozyten und Monozyten, da diese nicht nur Klasse-I-, sondern auch Klasse-II-Antigene tragen. Am häufigsten findet man HLA-Antikörper daher bei polytransfundierten Patienten aus dem hämatologisch-onkologischen Bereich. Man geht davon aus, dass bereits etwa 1 mL Fremdblut ausreicht, um eine HLA-Sensibilisierung auszulösen. Seit der gesetzlichen Einführung der Leukozytendepletion bei Blutspenden ist die Bildung von HLA-Antikörpern aufgrund von Bluttransfusionen in Deutschland allerdings deutlich zurückgegangen.
Zu den klinischen Folgen einer Immunisierung gegen HLA-Antigene gehören in der Transfusionsmedizin u. a.:
  • Refraktärität nach Gabe von Thrombozytenkonzentraten
  • Nicht hämolytisch-febrile Transfusionsreaktion (NHFTR)
  • Transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz (TRALI)
HLA-Antikörper spielen auch eine bedeutende Rolle bei der Organ- und Gewebetransplantation. So sind beim Organempfänger Antikörper gegen HLA-Antigene des Spenders eine häufige Ursache von Abstoßungsreaktionen bei Nieren-, Herz-, Lungen- und Lebertransplantationen.
Literatur
Eckstein R, Zimmermann R (2015) Immunhämatologie und klinische Transfusionsmedizin. Urban & Fischer/Elsevier Verlag, München
Kiefel V (Hrsg) (2010) Transfusionsmedizin: Grundlagen – Therapie – Methodik, 4. Aufl. Springer, Berlin/Heidelberg/New York