Erschienen in:
08.09.2020 | Endoprothetik | Leitthema
Battle: Operationsindikation beim Hip-Spine-Syndrom – Die Hüfte oder die Wirbelsäule zuerst?
Die Sicht des Endoprothetikers
verfasst von:
Prof. Dr. med. M. Clarius, M. Farweez, Dr. med. M. M. Innmann
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 10/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nicht selten besteht bei Patienten eine Beschwerdesymptomatik an der Hüfte und der Lendenwirbelsäule (LWS), wobei gleichzeitig eine operative Behandlungsnotwendigkeit bestehen kann. Daher stellt sich bei diesen Patienten die Frage, ob die Hüfte oder LWS zuerst versorgt werden sollte? Diese Übersichtsarbeit soll aus der Sicht des Endoprothetikers schildern, welche evidenzbasierten Argumente für die jeweilige priorisierte operative Versorgung sprechen.
Entscheidungsfindung
Bei Patienten mit akuten neurologischen Ausfällen sollte primär eine wirbelsäulenchirurgische Intervention erfolgen. Bei Patienten ohne akute neurologische Ausfälle zeigt die aktuelle Literatur, dass bei Patienten mit einer symptomatischen Koxarthrose und degenerativen LWS-Erkrankung bei gleichzeitig bestehender relativer Operationsindikation der Implantation der Hüftendoprothese der Vorzug gegeben werden sollte. Patienten mit einer Versteifung der LWS vor Implantation einer Hüftendoprothese zeigen in der Literatur eine deutlich erhöhte Luxationsrate, im Vergleich zur umgekehrten Reihenfolge (4,6 vs. 1,7 % nach 2 Jahren; p < 0,001). Dennoch besteht – unabhängig von der Reihenfolge beider Operationen – in beiden Fällen immer noch ein erhöhtes Luxationsrisiko. Daher sollte auf eine optimale Implantatorientierung, die Rekonstruktion der Hüftgelenksanatomie und die Weichteilspannung geachtet sowie die Auswahl von möglichst große Prothesenköpfen (36 mm) oder tripolaren Pfannen in Betracht gezogen werden. In komplexen Einzelfällen sollte eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von spezialisierten Endoprothetikern und Wirbelsäulenchirurgen erfolgen, um ein individuelles Therapiekonzept zu erarbeiten.