Erschienen in:
10.07.2019 | Essstörungen | Originalien
Multimodales Konzept zur ambulanten Behandlung von Essstörungen
„Integrierte Versorgung“ im Vergleich mit psychotherapeutischer Regelbehandlung
verfasst von:
Dr. Dipl.-Psych. Doris Weipert, Dr. Dipl.-Psych. Sybilla Blasczyk-Schiep, Lina Große, M.Sc.
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ziel der Studie ist die Überprüfung der Wirksamkeit des spezifischen multimodalen Konzeptes zur Behandlung von Essstörungen im Vergleich zur Regelversorung (nur Psychotherapie). Bisherige Studien zur Wirksamkeit dieses Behandlungskonzeptes wurden nicht veröffentlicht.
Fragestellung
Unterscheiden sich Wirksamkeit und Erfolg der Essstörungstherapieansätze in der Gruppe mit psychotherapeutischer Regelbehandlung (Kontrollgruppe, KG) und der Gruppe mit Anwendung des spezifischen Behandlungskonzeptes der integrierten Versorgung (IGV; Experimentalgruppe, EG)?
Material und Methode
Nichtrandomisierte Langzeitstudie mit Parallelgruppendesign. Auswertung der statistisch erfassten Patientenergebnisse von EG und KG durch Prä- und Postmessungen mithilfe spezifischer Fragenbogenpakete und der Erfassung der allgemeinen psychopathologischen Störungen.
Ergebnisse
Es zeigte sich ein signifikanter Interaktionseffekt für den Body-Mass-Index (BMI), zwischen der Gruppenzugehörigkeit EG vs. KG sowie den Diagnosen Anorexia nervosa (AN), Bulimia nervosa (BN) und Binge-eating-Störung (BES). Die Ergebnisse bestätigen, dass Patientinnen mit einer AN und zugehörig zur EG eine signifikant höhere Gewichtszunahme erzielten als die Patientinnen mit AN der KG. Patientinnen mit einer BES reduzierten ihr Gewicht signifikant mehr, wenn sie an der IGV (EG) teilnahmen, als die Patientinnen, die ausschließlich eine Psychotherapie im Einzelsetting (KG) in Anspruch nahmen. Außerdem fanden sich bei den Patientinnen mit BN, die der EG zugehören, signifikant stärkere Verbesserungen auf den Skalen „Schlankheitsstreben“ und „Bulimie“ (Eating Disorder Inventory-2, EDI-2) über die Messzeitpunkte hinweg als Patientinnen mit einer BN der KG.
Schlussfolgerungen
Das Behandlungspaket der IGV gemäß den S3-Leitlinien bewährt sich im Vergleich zur Regelbehandlung (nur Psychotherapie) durch größere Nachhaltigkeit und signifikante Ergebnisse bei allen 3 untersuchten Essstörungen. Die positiven Veränderungen in der Genesung bei den 3 Krankheitsbildern und der Rückgang der Komorbiditäten konnte für die EG im Vergleich zur KG deutlicher nachgewiesen werden. Das multimodale Behandlungskonzept ermöglicht auf der einen Seite den Patienten eine bessere Gesundung und auf der anderen Seite den Krankenkassen die Einsparung höherer Kosten durch Klinikaufenthalte.