Erschienen in:
23.09.2016 | Übersicht
Forensische Psychiatrie zwischen Therapie und Sicherung
verfasst von:
Fanny de Tribolet-Hardy, Prof. Dr. Elmar Habermeyer
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 4/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die therapeutischen Aufgaben der forensischen Psychiatrie bewegen sich im Spannungsfeld zwischen „Besserung“ und der „Sicherung“ der anvertrauten Person. Hinsichtlich dieser Aspekte ist eine paradoxe Haltung von Politik und Gesellschaft zu registrieren: Während bezüglich der Behandlungsmaßregeln nach §§ 63 und 64 StGB regelhaft Sicherheitsaspekte betont bzw. Sicherungsmaßnahmen gefordert und Lockerungen kritisch beäugt werden, wurde die Sicherungsverwahrung unter dem Druck der europäischen Rechtsprechung zu einer therapeutischen Maßregel erklärt. Übergeordnetes Ziel dieser Maßnahmen ist die Vermeidung erneuter Delikte. Die vorliegende Arbeit wird daher zunächst die empirische Evidenz zur Wirksamkeit forensisch-psychiatrischer Behandlungen bei relevanten Störungsbildern zusammenfassen. Dabei wird deutlich werden, dass hinsichtlich risikorelevanter Aspekte eine unsichere Datenlage besteht. Daher bleibt der Abgleich der Sicherheits- und Therapieinteressen ein anspruchsvolles Unterfangen. Ein Arbeitsansatz, der beide Aspekte erfolgreich abdecken kann, besteht im langfristigen Fallmanagement, das in der Lage ist, über die stationäre Interaktion bzw. Unterbringung hinausgehend, dynamischen Aspekten des Behandlungsprozesses gerecht zu werden. Da sich die Effektivität der Nachsorge belegen lässt, wird dafür plädiert, die ambulante Versorgung auch als Alternative zu stationären Maßregeln zu praktizieren.