Erschienen in:
13.04.2023 | Originalarbeit
Formen der Aggression von Patientinnen im Maßregelvollzug – eine psychodynamische Annäherung
verfasst von:
Georgios Troumpoukis, Dr. med. Corinna Wernz
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 2/2023
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Forschung über Frauen und ihren Bezug zu aggressivem oder gewalttätigem Verhalten nimmt nach wie vor eine Randstellung in der wissenschaftlichen Literatur ein. Hierbei werden oft Instrumente genutzt, die männliche Normstichproben als Grundlage haben. Wenn von Gewalt gesprochen wird, dann ist meistens männliche (direkte) Gewalt gemeint, und im Vergleich dazu werden Frauen tendenziell als friedlicher dargestellt. Der Anzahl der Verurteilungen nach zu urteilen, üben Frauen weniger Gewalt aus als Männer, zumindest weniger „männliche“, direkte Formen der Gewalt, dafür aber wohl andere relevante, nämlich „indirekte“ und manipulative Gewalt. Während sich die statistische Erfassung solcher Handlungen als schwierig erweist, liefert die klinische Untersuchung in frauenforensischen Milieus Erkenntnisse dazu in einer hohen Dichte und Häufigkeit. Diese destruktiven Phänomene werden beschrieben und mit Fallbeispielen verdeutlicht, in der Folge psychodynamische Erklärungsansätze dazu formuliert und therapeutische Implikationen für die stationäre Psychotherapie vorgeschlagen. In einem kursorischen gesellschaftskritischen und auf philosophische Positionen bezogenen Exkurs zu Lüge, Manipulation und Wahrheitsgebot wird das wechselseitige philosophische Bestimmungsverhältnis dieser fundamentalen Konzepte als elaborierte Darstellung von Problemen herausgestellt, die uns alle und in besonderer Weise forensische Patienten betreffen.