Erschienen in:
01.03.2012 | Leitthema
Früherkennung in der Urologie
verfasst von:
T. Gruschwitz, Prof. Dr. M.-O. Grimm
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 3/2012
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Zusammenfassung
Nach der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses gehören zu den Früherkennungsmaßnahmen, die nur bei Männern durchgeführt werden, nur die Inspektion und Palpation des äußeren Genitales sowie die rektale Untersuchung. Damit steht diese Richtlinie im Widerspruch zur interdisziplinären S3-Leitlinie Prostatakarzinom, die eine alleinige digital-rektale Untersuchung der Prostata ohne PSA-Bestimmung als Früherkennungsuntersuchung für „nicht ausreichend“ hält. Studien zum PSA-gestützten Screening beim Prostatakarzinom legen nahe, dass die karzinomspezifische Sterblichkeit signifikant reduziert werden kann. Jüngst publizierte Ergebnisse der ERSPC-Studie ergeben eine „Number Needed to Screen“ (NNS) von 357 und eine „Number Needed to Treat“ (NNT) von 23, um einem Mann Metastasen eines Prostatakarzinoms zu ersparen. In der Göteborg-Studie mit der längsten Nachbeobachtungszeit ergibt sich sogar eine NNS von 293 und eine Zahl von 12 zu diagnostizierenden Männern, um einen Tod am Prostatakarzinom zu verhindern. Für die PSA-gestützte Früherkennung lässt sich damit eine Reduktion der karzinomspezifischen Sterblichkeit um 31–56% errechnen. Demgegenüber gibt es für Nierentumoren, Urothelkarzinome des oberen Harntrakts und der Blase sowie für Hodentumoren keine Früherkennungsmaßnahmen, für die eine (positive) Nutzen-Risiko-Bewertung vorliegt.