Erschienen in:
07.09.2016 | Früherkennungsuntersuchung | Leitthema
Das pädiatrische Elterngespräch und Frühe Hilfen
Eine Übersicht über Grenzen der Belastungsansprache in Früherkennungsuntersuchungen
verfasst von:
Dr. Michael Barth
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 10/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Hinweise in Früherkennungsuntersuchungen auf belastende familiäre Lebensumstände führen selten zu Weiterleitungen von Familien in die Frühen Hilfen.
Ziel
Eine Zusammenschau von Studienergebnissen, die beschreiben, wie die Akteure innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen psychosoziale Belastungen verhandeln, mit welchen Herausforderungen und Schwierigkeiten sie dabei konfrontiert sind und welche Optionen sich für Zugänge in die Frühen Hilfen zeigen.
Methodik
Es werden die Ergebnisse aus Studien zusammengefasst, die das praktische Handeln und die Gespräche der Akteure in Früherkennungsuntersuchungen authentisch aufgezeichnet haben und gesprächsanalytisch und ethnomethodologisch ausgewertet haben.
Ergebnisse
Früherkennungsuntersuchungen folgen einem hoch routinierten Ablaufschema, das durch institutionelle Rahmenbedingungen stark beeinflusst ist. Psychosoziale Belastungen und entwicklungsrelevante Aspekte familialer Lebenswelten werden von Ärzten als auch von Eltern vereinzelt, meist indirekt und vage angesprochen und in Bezug auf Frühe-Hilfen-Kontexte kaum entscheidungsrelevant vertieft. Die häufig von Pädiatern initiierten Beratungen orientieren sich weniger an konkreten Beratungsbedarfen der Eltern als an normativen Orientierungen über anstehende Entwicklungsaufgaben.
Fazit
Die Praxisanalysen zeigen, dass es in den Früherkennungsuntersuchungen derzeit keinen „Slot“ gibt, der den Akteuren anzeigt, zu welchem Zeitpunkt welche psychosozialen Themen auf welche Art und Weise und zu welchem Zweck besprochen werden können. Für dessen Generierung bedarf es einer transparenten strukturierten Elternbefragung, einer motivierenden Gesprächsführung und eines Lotsens in die Frühen Hilfen.