Erschienen in:
08.09.2016 | Burn-out | Leitthema
Gender-Aspekte bei Ärztinnen und Ärzten
Berufsleben und psychosoziale Belastungen
verfasst von:
Dr. med. P. Beschoner, M. Braun, C. Schönfeldt-Lecuona, R. W. Freudenmann, J. von Wietersheim
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 10/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ärzte haben ein hohes Risiko, eine Depression oder ein Burnout-Syndrom zu entwickeln. Gleichzeitig wird der Umfang der Berufstätigkeit von Frauen und Männern politisch und gesellschaftlich diskutiert. Vergleichende Untersuchungen zwischen Ärztinnen und Ärzten hinsichtlich psychosozialer Belastungen, Depression und Burnout liegen jedoch noch kaum vor.
Ziel
Ziel der Studie ist, zu klären, ob sich Ärzte und Ärztinnen hinsichtlich psychosozialer Belastungen, emotionaler Erschöpfung und Depressivität unterscheiden.
Methoden
Im Rahmen einer Querschnittstudie wurden in der Anästhesie, Psychiatrie/Psychotherapie und Zahnmedizin mittels Fragebogen Daten zu Person, Arbeitssituation, Anamnese und Medikamentengebrauch erhoben. Zudem kamen standardisierte Selbstbeurteilungsinstrumente zur Erfassung von Depressivität (Beck-Depressions-Inventar, BDI) und Burnout (Maslach-Burnout-Inventar, MBI) zum Einsatz.
Ergebnisse
Der Rücklauf betrug 51,8 % (n = 3782). Ärztinnen und Ärzte unterscheiden sich hinsichtlich Lebensgestaltung, Berufstätigkeit und Gesundheitszustand deutlich. Ärztinnen sind im Schnitt häufiger alleinstehend (p < 0,001) und haben signifikant seltener Kinder (p < 0,05). Leitende Positionen haben überwiegend die Männer inne (p < 0,001), Ärztinnen sind häufiger in Teilzeit tätig (p < 0,001), erreichen höhere Werte für Depressivität (BDI) (p < 0,001) und berichten mehr emotionale Erschöpfung (MBI) (p < 0,01).
Diskussion
Die Studie zeigt große Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten hinsichtlich der Arbeitssituation, der Lebenssituation und des psychischen Befindens. Dabei berichten Ärztinnen vermehrt von Depressivität und Burnout. Ursachen könnten in Belastungen durch Familie und Beruf, Gender-Aspekten in Hierarchien, aber auch in der unterschiedlichen Wahrnehmung und Interpretation eigener Symptome liegen.