Pathogenetische Aspekte bei Vorläuferläsionen gastrointestinaler Tumoren

Die Pathogenese von Vorläuferläsionen gastrointestinaler Tumoren präsentiert sich auf vielfache Weise. Im Ösophagus wird die Genexpression aberranter intestinaler Transkriptionsfaktoren wie CDX2 entscheidend durch Milieufaktoren beeinflusst. Von Dysplasien innerhalb der Barrett-Mukosa bis hin zum Adenokarzinom lassen sich in der diagnostisch einsetzbaren Vierfach-Multicolor-Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) prognostische Markerkombinationen auf chromosomaler Ebene finden. In der gastralen Karzinogenesesequenz ist die Genexpression von CDX1 regulativ abhängig von der Wechselwirkung zwischen Inflammation und Promotormethylierung. Im Kolon zeigt das sessil serratierte Adenom eine Sequenz initialer BRAF-Mutation und erst spät einsetzender MLH1-Methylierung mit konsekutivem Entartungspotenzial. Parallel dazu steigt die Anzahl intraepithelialer Lymphozyten als gewohnt einfach anwendbares HE-basiertes Kriterium an. Mithilfe von Next-generation-sequencing(NGS)-Untersuchungen erstreckt sich das Spektrum an Keimbahnmutationen in Mismatchrepair-Genen als auch im APC-Gen in Bereiche geringer Penetranz, die hinsichtlich ihres Risikos stratifiziert werden sollten. Genetik, Phänotyp und Terminologie der gastrointestinalen Vorläuferläsionen verschmelzen so zu einem sich gegenseitig bedingenden Konzept innerhalb der Medizin.