Erschienen in:
03.03.2016 | Originalien
Gesichtsweichteilrekonstruktion mithilfe einer Open-Source-Software
Ausgewähltes Fallbeispiel
verfasst von:
S. Becker, M.Sc., J. Dreßler, K. Thiele, D. Labudde
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine wichtige Aufgabe der forensischen Anthropologie liegt in der Identifizierung von unbekannten Verstorbenen. Hierfür kommen etablierte Identifizierungsverfahren, wie Daktyloskopie, Odontostomatologie und genetischer Fingerabdruck zum Einsatz, die das Vorhandensein von Vergleichsmaterial der vermissten Person voraussetzen. Gibt es jedoch keine Hinweise auf die Person, verbleibt oftmals nur die Möglichkeit einer forensischen Gesichtsweichteilrekonstruktion. Die Methode basiert auf dem hohen Widererkennungsgrad des Gesichts auf Grundlage der knöchernen Strukturen des Schädels und deren anatomischer Merkmale.
Ziel der Arbeit
Es sollte der Anwendungsversuch eines neuartigen, kostengünstigen und flexiblen Prozesses zur computergestützten 3D-Gesichtsweichteilrekonstruktion mithilfe digitaler Fotoaufnahmen eines Schädels erfolgen.
Material und Methoden
Die Rekonstruktion wurde an einem ausgewählten forensischen Fall und unter Einsatz einer Open-Source-Software durchgeführt.
Ergebnisse
Für die vollständige Gesichtsweichteilrekonstruktion einer verstorbenen Person wurden 76 digitale Fotoaufnahmen des Schädels aus unterschiedlichen Perspektiven angefertigt (Nikon D7100 SLR-Digitalkamera und Drehteller). Hierbei konnten antemortalen Vergleichsfotos ähnliche Rekonstruktionsergebnisse erzielt werden. Zudem wurde eine Modellbibliothek für Gesichtsmerkmale entwickelt.
Schlussfolgerung
Der vorgestellte Prozess der computergestützten 3D-Gesichtsweichteilrekonstruktion, basierend auf Open-Source-Software, stellt eine kostengünstige und flexible Alternative zu bisherigen Rekonstruktionsverfahren dar. Ob das Rekonstruktionsergebnis tatsächlich zum Wiedererkennen der Person führt, hängt von zahlreichen weiteren Faktoren ab.