Erschienen in:
17.02.2016 | Harninkontinenz | Arzneimitteltherapie
Pharmakotherapie der Harninkontinenz im Alter
verfasst von:
Dr. K. F. Becher, MHBA
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Die Prävalenz und Inzidenz der Harninkontinenz nimmt mit dem Alter zu. Frauen sind häufiger von einer Belastungs- und gemischten, Männer häufiger von einer Dranginkontinenz betroffen. Bei älteren Menschen müssen neben pathophysiologischen auch physiologische Alternsprozesse der unteren Harnwege und eine zugrunde liegende Multimorbidität berücksichtigt werden. Bei der Belastungsinkontinenz ist unter anderem ein insuffizienter Harnröhrenverschluss ursächlich beteiligt, bei der Dranginkontinenz sind dies häufig unwillkürliche Detrusorkontraktionen. Diese können durch Medikamente und neurologische Veränderungen zusätzlich negativ beeinflusst werden. Die medikamentöse Therapie ist nur ein Teil im Gesamtkonzept der Inkontinenztherapie. Bei der Belastungsinkontinenz ist es mit dem Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin möglich, den urethralen Verschlussdruck zu erhöhen und Inkontinenzepisoden um bis zu 64 % zu reduzieren. Bei einer Dranginkontinenz bewirken Muskarinrezeptorantagonisten eine Relaxierung des Blasendetrusors, was eine signifikante Abnahme der Miktionsfrequenz und der Inkontinenzepisoden sowie eine Zunahme der Blasenkapazität zur Folge hat. Darifenacin, Fesoterodin, Oxybutynin, Propiverin, Solifenacin, Tolterodin und Trospiumchlorid sind in Deutschland zugelassene antimuskarinerge Medikamente. Hinzugekommen ist im Sommer letzten Jahres für kurze Zeit der β3-Rezeptor-Antagonist Mirabegron mit direkter Wirkung im Rahmen der Füllungsphase an der Blase. Aufgrund fehlender Preisfindung wurde der Wirkstoff in Deutschland vom Markt genommen.