14.05.2018 | Harnwegsinfektionen | Leitthema
Harnwegsinfekte bei älteren Patienten
verfasst von:
PD Dr. U. Kunter
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Mit rund einem Drittel aller Infektionen sind Harnwegsinfekte (HWI) die häufigste Infektionskrankheit von Alten- und Pflegeheimbewohnern. Auch asymptomatische Bakteriurien (ASB) finden sich vermehrt und werden vielfach falsch eingeschätzt. Insbesondere bei Dauerkatheterträgern lösen sie nicht indizierte Antibiotikatherapien aus. Eine ASB stellt keinen Risikofaktor für einen symptomatischen HWI dar, Antibiotikagaben führen v. a. zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen und Resistenzentstehung. Ein Screening für ASB sollte daher weder innerhalb noch außerhalb von Pflegeheimen erfolgen. Akute Verschlechterungen des mentalen Status sind ebenfalls häufige Trigger einer nicht indizierten Antibiotikagabe, insbesondere bei nicht anamnestizierbaren Patienten. Treten Fieber, Dysurie, neue oder zunehmende Algurie, Strangurie, Pollakisurie oder Inkontinenz auf, sollte ein Urinteststreifen auf Leukozyten und Nitrit, je nach Ergebnis mit anschließender Kultur, erfolgen. Bei der Wahl des Antibiotikums ist auf eventuelle Komorbidität, Polypharmazie und die nachlassende Metabolisierungskapazität im Alter (z. B. abnehmende geschätzte glomeruläre Filtrationsrate, eGFR) zu achten. Die Kolonisierung mit multiresistenten Erregern nimmt weiter zu, wünschenswert ist daher die Implementierung von Antibiotic-Stewardship-Programmen für Pflegeeinrichtungen.