24.05.2018 | Konservative Therapie | Leitthema
Dialysebedürftige Niereninsuffizienz bei alten Patienten
Dialyse oder konservative Therapie?
verfasst von:
Prof. Dr. M. Hollenbeck, O. Deeva, G. Calandro
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Bei sehr alten Patienten mit hoher Komorbidität ist die Dialyseeinleitung oft nicht sinnvoll. Dies trifft insbesondere auf Patienten zu, die geriatrisch als „frail“ zu bezeichnen sind und die kognitive und exekutive Defizite aufweisen. Zur Abschätzung der Einschränkungen eignen sich Scores und standardisierte Tests besser als die klinische Erfahrung oder die Surprise-Frage. Bei der Aufklärung der geriatrischen Patienten über die bevorstehende Dialysebedürftigkeit sollte neben den Optionen verschiedener Dialyseverfahren auch die Option einer konservativen Therapie besprochen werden. Keinesfalls sollte man allen geriatrischen Patienten übertriebene Hoffnungen machen und in Aussicht stellen, dass sich nach Dialysebeginn die gesundheitlichen Probleme durchgreifend bessern; dies ist nur bei wenigen Patienten der Fall. Oft kann lediglich eine Stabilisierung des Zustands erreicht werden. Im Falle einer konservativen Therapie ist eine intensive Symptomorientierung wichtiger als Therapien zur Verhinderung von Dialysespätfolgen. Eine Einbindung in das palliativmedizinische Netzwerk erscheint uns bei konservativer Therapie sinnvoll. Der Beginn einer Dialysetherapie sollte bei beginnender Urämie oder sonstigen Komplikationen erfolgen. Ein frühzeitiger Beginn ist auch bei geriatrischen Patienten nicht sinnvoll. Insgesamt besteht aber kein Zweifel daran, dass die Dialyse bei weniger kranken geriatrischen Patienten die Überlebensrate steigert. Eine Fokussierung auf Symptomkontrolle und Lebensqualität sollte bei allen geriatrischen Patienten im Vordergrund stehen. Möglicherweise kann eine Rehabilitationsbehandlung vor oder nach Beginn der Dialyse zur Stabilisierung beitragen.