Erschienen in:
10.04.2017 | Psychotherapie | Originalien
Indikationsstellende Vorgespräche in der stationären Psychosomatik
Wirksamkeit einer Mikrointervention auf Behandlungszuversicht
verfasst von:
Dr. Susanne Bachthaler, MBA, Juan Valdés-Stauber, PD Dr.
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 4/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Vorgesprächen, die im Vorfeld einer stationären akutpsychosomatischen Behandlung stattfinden, wird oft außer der Screeningfunktion keine weitere Bedeutung beigemessen.
Fragestellung
Geprüft wird, ob bei einer anstehenden stationären psychosomatischen Behandlung das Vorgespräch die Einstellung von Patienten zur Therapie ändert, und ob somit bereits das Erstgespräch zur Therapie beitragen könnte.
Material und Methoden
Es liegt eine prospektive naturalistische Studie vor, in die alle Patienten einbezogen wurden, die im Zeitraum von 2 Jahren ein Vorgespräch zur Indikationsstellung für eine stationäre akutpsychosomatische Behandlung erhalten haben (n = 293). Die Datenerhebung erfolgte anhand eines eigens entwickelten Fragebogens und zusätzlicher validierter klinischer Testverfahren. In Gruppenvergleichen kommen gepaarte t‑Tests zum Einsatz. Die Zusammenhänge zwischen den Prä-post-Differenzen und klinischen Variablen werden mithilfe bivariater und multivariater linearer Regressionsmodelle unter Angabe von Effektstärken durchgeführt.
Ergebnisse
Durch das Vorgespräch steigen das Wissen über Psychotherapie, die Einstellung zur Selbstwirksamkeit und das Vertrauen in die Behandelnden signifikant. Es gibt Zusammenhänge in den bi- und multivariaten Regressionsanalysen zwischen der Inkrementierung von Wissen, Selbstvertrauen bzw. Zuversicht und v. a. Persönlichkeitsdimensionen und Symptombelastung. Die Effekte sind aber schwach und nach Bonferroni-Korrekturen nicht mehr statistisch signifikant.
Diskussion
Vorgespräche sind nicht nur als neutrales Instrument zur Klärung der Aufnahmeindikation zu betrachten. Sie sind vielmehr als positive Mikrointerventionen zu sehen, da sie das Vertrauen in das Behandlungsteam antizipatorisch steigern und somit die Motivation für eine Therapie stärken können. Es gibt keine sicheren Einflussfaktoren auf den Zuwachs an Zuversicht, der sehr individuell zustande kommen dürfte.