Erschienen in:
01.07.2006 | Leitthema
Kapillarmikroskopie und rheumatische Erkrankungen: State of the art
verfasst von:
M. Cutolo, A. Sulli, M. E. Secchi, C. Pizzorni
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 4/2006
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Zusammenfassung
Die Nagelbett-Kapillarmikroskopie stellt die derzeit beste Methode zur Analyse von Mikrozirkulationsstörungen bei rheumatischen Erkrankungen dar.
Das Raynaud-Phänomen (RP) als häufigstes klinisches Erscheinungsbild einer mikrovaskulären Beteiligung ist pathognomonisch für bestimmte rheumatische Erkrankungen. Unter normalen Bedingungen oder beim primären RP (auszuschließen durch Kälteexpositionstest) zeigt das kapillarmikroskopische Bild ein reguläres Muster der Kapillarschlingen im Nagelbett. Im Gegensatz dazu sollte man bei Patienten mit einem sekundären RP sowie Veränderungen des kapillarmikroskopischen Bildes eine bisher nicht diagnostizierte Kollagenose in Betracht ziehen. Eine veränderte Gefäßarchitektur, Riesenkapillaren, Hämorrhagien und Kapillarverlust sowie avaskuläre Areale sind typische Veränderungen, die bei mehr als 95% der Patienten mit Sklerodermie auftreten. Der Ausdruck „Sklerodermiemuster“ beinhaltet daher alle kapillarmikroskopisch sichtbaren Veränderungen, die typisch für eine mikrovaskuläre Beteiligung einer Sklerodermie sind. Im Gegensatz hierzu werden die kapillarmikroskopisch sichtbaren Veränderungen bei Dermatomyositis (DM) und bei der undifferenzierten Kollagenose allgemein als „Sklerodermie-artige Muster“ bezeichnet. Besonders in frühen Stadien der Erkrankung kann die periphere Mikroangiopathie sehr gut mittels Nagelbett-Kapillarmikroskopie oder besser noch Nagelbett-Videokapillarmikroskopie erkannt und untersucht werden. Eine frühzeitig mögliche Differenzialdiagnose zwischen primärem oder sekundärem RP ist hierbei der größte Vorteil dieser Untersuchung.
Zudem zeigen sich interessante kapillarmikroskopische Veränderungen auch beim systemischen Lupus erythematodes (SLE), beim Antiphospholipidsyndrom sowie beim Sjögren-Syndrom.
Um die Nagelbett-Kapillarmikroskopie weiter zu standardisieren, sind allerdings zusätzliche epidemiologische und klinische Studien nötig.