Erschienen in:
01.01.2011 | e-HNO: Originalien
Katzengoldstandards in der Sprachstandserfassung
Sensitivität und Spezifität des Kindersprachscreenings (KiSS)
verfasst von:
Prof. Dr. K. Neumann, I. Holler-Zittlau, S. van Minnen, U. Sick, Y. Zaretsky, H.A. Euler
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 1/2011
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Zusammenfassung
Hintergrund
Für eine flächendeckende Sprachstandserfassung in Hessen wurde das Kindersprachscreening (KiSS) entwickelt zur Identifikation von Kindern im Kindergartenalter mit sprachpädagogischem Förderbedarf und mit klinischem Abklärungsbedarf.
Teilnehmer und Methoden
Zur Ermittlung der klassifikatorischen Verfahrensvalidität durchliefen 257 Kindergartenkinder (Alter 4;0–4;5 Jahre) Untersuchungen mit dem KiSS sowie den Sprachtests Reynell-Sprachentwicklungsskalen, Patholinguistische Diagnostik, Psycholinguistische Analyse kindlicher Sprechstörungen (PLAKSS) und Aktiver Wortschatztest für 3- bis 5-jährige Kinder – Revision (AWST-R). Als Referenzkriterium für den Auffälligkeitsbefund des KiSS diente das Majoritäts- bzw. Konsensurteil dreier ausgewiesener Sprachexpertinnen, denen die Ergebnisse der Sprachentwicklungstests vorlagen. Die Grundraten/Auffälligkeitsraten der Expertinnen waren entweder selbstbestimmt oder prävalenzbasiert vorgegeben.
Ergebnisse
Für Letztere wurden wegen besserer Beurteilerübereinstimmung höhere Validitätswerte als für selbstbestimmte Grundraten ermittelt. Für die Kreuztabellierung der im KiSS insgesamt Auffälligen (sprachpädagogisch oder klinisch) mit dem Expertenurteil zu Sprachentwicklungsstörungen (SES) einschließlich Redefluss- und Stimmstörungen (bei vorgegebener Grundrate) waren die Sensitivität 88% und die Spezifität 78%, für Sprachentwicklungsstörungen allein 84% und 75%. Die Spezifitäten für die klinischen Auffälligkeiten im KiSS (SES allein oder kombiniert mit Redefluss- und Stimmstörungen) bezogen auf das testbasierte Konsens-Expertenurteil lagen bei 93%, die Sensitivitäten waren unbefriedigend, da die Unterscheidung zwischen sprachpädagogischer und klinischer Auffälligkeit noch verbesserungsbedürftig war.
Schlussfolgerung
Da die Konkordanz der Sprachexpertinnen nur mäßig war, scheint die Entwicklung eines deutschsprachigen umfassenden Referenztests für SES mit evidenzbasierten algorithmischen Entscheidungsregeln erforderlich.