Erschienen in:
01.11.2022 | Kinderzahnheilkunde | Originalarbeiten / Original papers
Dentinhaftung bioaktiver Füllungsmaterialien für die Kinderzahnheilkunde
verfasst von:
Norbert Krämer, Frank Marzell, Stefanie Amend, Christina Boutsiouki, Roland Frankenberger
Erschienen in:
Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde
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Ausgabe 4/2022
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Zusammenfassung
Zielsetzung: Bioaktive Füllungsmaterialien sind für die restaurative Therapie insbesondere bei Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko von Interesse. Ein wichtiger Parameter für den klinischen Erfolg ist dabei die Adhäsion an den Zahnhartsubstanzen. Vor diesem Hintergrund sollte in der vorliegenden Arbeit die Dentinhaftung von 2 bioaktiven Materialien (ACTIVA BioACTIVE-RESTORATIVE [Acti, Pulpdent, Watertown, MA, USA] mit All-Bond Universal [BISCO, Schaumburg, IL, USA] und Cention N mit Adhese Universal [Cent, Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein]) im Vergleich zu einem Komposit (Filtek Z250 [FZ250, 3M Oral Care Dental Products, St. Paul, MN, USA] mit OptiBond FL [Kerr, Biberach, Deutschland]) und einem konventionellen Glasionomerzement (Fuji Triage pink [FTp, GC CORPORATION, Tokio, Japan]) mit Cavity Conditioner (GC Europe, Löwen, Belgien) untersucht werden.
Material und Methode: Es wurden 28 kariesfreie Weisheitszähne randomisiert 4 Gruppen (n = 7) zugeteilt. Die Okklusalfläche der Zähne wurde im Bereich des Zahnäquators abgetrennt und die freigelegte Dentinoberfläche plangeschliffen. Die Zähne wurden gemäß Herstellerangaben adhäsiv vorbehandelt und anschließend schichtweise mit Komposit (ca. 0,5-2 mm pro Schicht) aufgebaut. Nach Lagerung (24 h bei 37 °C in Aqua dest.) wurden die Proben zu Stäbchen mit einem Querschnitt von 0,36 mm2 (Acti, Cent und FZ250) bzw. 1 mm2 (FTp) gesägt und einer Mikrozugfestigkeitsprüfung unterzogen. Mikromorphologische Analysen erfolgten unter einem Lichtmikroskop und einem Rasterelektronenmikroskop. Die statistische Auswertung erfolgte mittels einseitiger ANOVA ("analysis of variance") (modifizierter LSD[Least Significant Difference]-Test; p <0,05).
Ergebnisse: Die resultierenden Dentinhaftwerte (in MPa, die Zahlen I-III kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen) wurden bestimmt: FZ250: 63,9 ± 8,3 (I); Acti: 52,1 ± 8,2 (II); Cent: 51,4 ± 10,9 (II); FTp: 3,7 ± 0,9 (III). Eine ausgeprägte Hybridschicht konnte v. a. in der Gruppe FZ250 nachgewiesen werden. Die geprüften bioaktiven Restaurationsmaterialien zeigten im Vergleich zu einem etablierten adhäsiven Restaurationsmaterial signifikant geringere Adhäsion. Im Vergleich zum Glasionomerzement (FTp) waren die Werte jedoch signifikant um den Faktor 13 höher.
Schlussfolgerung: Die geprüften bioaktiven Materialien zeigen bei adhäsiver Verarbeitung eine gute Adhäsion an das Dentin der permanenten Dentition und sollten daher bei der defektorientierten minimal-invasiven Verarbeitung grundsätzlich adhäsiv verarbeitet werden. Ob dadurch der kariesinhibierende, bioaktive Effekt der Materialien beeinträchtigt wird, müssen weitere Studien zeigen.