Erschienen in:
03.06.2020 | Knie-TEP | Leitthema
Grenzen des kinematischen Alignments und Empfehlungen für die sichere Anwendung
verfasst von:
PD Dr. Tilman Calliess, Max Ettinger
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 7/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz der wachsenden klinischen Evidenz „pro“ kinematisches Alignment (KA) in der Primärendoprothetik des Kniegelenkes hat sich die Idee dieser individualisierten Implantatausrichtung in den vergangenen Jahren (noch) nicht flächendeckend durchgesetzt. Viele Operateure haben Vorbehalte gegenüber der Sicherheit der Methode und der Universalität ihrer Anwendung. Interessanterweise zeigen insbesondere Studien mit unlimitierter Indikationsstellung einen tendenziell geringen oder keinen Vorteil gegenüber dem mechanischen Alignment als Studien mit engen Einschlusskriterien.
Fragestellung und Methodik
Daraus ergibt sich eine Diskussion über mögliche Indikationsgrenzen für das KA, die hier in ihrer wissenschaftlichen Evidenz und mit theoretischen Überlegungen aufgegriffen werden sollen. Weiterhin beschäftigt sich dieser Artikel mit den „Lessons Learned“ der vergangenen Jahre als eine Empfehlung für die sichere Methodenanwendung.
Ergebnisse und Diskussion
Nach den bisherigen Erfahrungen erscheint die primäre Varusgonarthrose als gute Indikation für das KA. Als Einschränkung gelten jedoch extraartikuläre Deformitäten, die zu einem pathologisch veränderten Gelenklinienwinkel führen. Ligamentäre Instabilitäten der Kollateralbänder stellen in jedem Fall eine Kontraindikation dar. Die Valgusgonarthrose wird deutlich kritischer diskutiert. Insbesondere begleitende extraartikuläre Pathologien an Hüfte und Sprunggelenk bergen ein erhöhtes Versagensrisiko. Nach unserer Ansicht ist hier eine Korrektur im Sinne eines „restricted“ KA sinnvoll. Als präoperative Bildgebung erscheint eine Ganzbeinstandaufnahme mit Bestimmung der Gelenkflächenwinkel zur Abschätzung der späteren Prothesenposition sinnvoll. In bestimmten Fragestellungen sind ergänzende Stressaufnahmen hilfreich, wie auch die dreidimensionale Darstellung der Anatomie per CT oder MRT.