13.10.2022 | Kolposkopie | Gynäkologie aktuell
Co-Test im Zervixkarzinom-Screening: Die erste Runde
verfasst von:
Dr. Katrin Marquardt, Dr. Peter Ziemke
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 11/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Seit 2020 gilt in Deutschland die „Richtlinie organisierte Krebsfrüherkennung Zervixkarzinom“ mit Veränderungen von Primärscreening und Abklärungsprozedere.
Fragestellung
Wegen des Datendefizites durch die erst mit 9‑monatiger Verzögerung begonnene zentrale Befunddokumentation wurden Ergebnisse der kompletten ersten Screeningrunde aus einem Routinelabor ausgewertet.
Material
Im Jahr 2020 wurden in einer Praxis für Pathologie alle Co-Test-Ergebnisse der Frauen ab 35 Jahren erfasst. Zytologische Kontrollbefunde, HPV(humane Papillomviren)-Tests, kolposkopische und histologische Befunde wurden registriert.
Ergebnisse
Im Primärscreening wurde für 63.615 Frauen ein Co-Test durchgeführt. Die Rate abklärungsbedürftiger Zytologiebefunde (Gruppe II‑p bis V der Münchner Nomenklatur III) beträgt 1,96 %, die HPV-Positivitätsrate 5,82 % (1,28 % HPV 16, 0,42 % HPV 18). Bei Abklärung der zytologisch negativen, HPV-positiven Frauen mittels 12 Monate später geforderten Co-Tests persistierten diese Befunde in 40,6 %, in 19,7 % fanden sich zytologisch positive Befunde. Für 973 der 1378 im Abklärungs-Co-Test positiven Frauen sind die Ergebnisse nach Kolposkopie bekannt: 10,2 % CIN1 (zervikale intraepitheliale Neoplasie), 7,8 % CIN2, 8,5 % CIN3 und 0,21 % Karzinome. Bei der Kolposkopie von 979 der 1081 im Primärscreening zytologisch auffälligen Frauen wurden in 19,9 % CIN1, in 17 % CIN2, in 25,1 % CIN3, in 0,41 % AIS (Adenocarcinoma in situ) und in 1,43 % invasive Karzinome diagnostiziert. Die Überweisung zur Kolposkopie ausschließlich aufgrund eines persistierend positiven HPV-Testes erbrachte in 3,6 % eine CIN3, bei low-risk Zytologie insgesamt in 6,6 %.
Schlussfolgerung
Unsere Daten weisen auf ein ungünstiges Nutzen-Aufwand-Verhältnis bei negativer und low-risk Zytologie hin. Die zentrale Programmevaluation wird zeigen, inwieweit Abklärungsalgorithmen angepasst werden sollten.