Erschienen in:
01.06.2010 | Originalien
Konservative Therapie anteroinferiorer Glenoidfrakturen
verfasst von:
N. Kraus, C. Gerhardt, N. Haas, PD Dr. M. Scheibel
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 6/2010
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Zusammenfassung
Die Therapie anteroinferiorer Glenoidfrakturen wird kontrovers diskutiert. Besonders über die Resultate nach konservativer Therapie ist wenig bekannt. Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, die klinischen und radiologischen Ergebnisse konservativ behandelter Patienten mit akuten Glenoidranddefekten vom Fragmenttyp (Typ Ib) und zentriertem Glenohumeralgelenk zu evaluieren.
Zehn Patienten (5 weiblich/5 männlich, durchschnittliches Alter 56,5 Jahre) wurden retrospektiv unter Erhebung des Rowe Score (RS), des Constant Score (CS), des Western Ontario Shoulder Instability Index (WOSI) und des Subjective Shoulder Value (SSV) sowie einer radiologischen Diagnostik mit True-a.p.- und axialen Röntgenaufnahmen nachuntersucht.
Nach einem mittleren Nachuntersuchungszeitraum von 26,4 Monaten berichtete kein Patient über eine Reluxation, Resubluxation oder ein persistierendes Instabilitätsgefühl. Im Bewegungsumfang konnte kein signifikanter Unterschied im Vergleich zur gesunden Gegenseite ermittelt werden (p >0,05). Es ergab sich im RS ein Median von 95 (Range 70–100 Punkten), im CS von 80,5 (Gegenseite 84 Punkte, p >0,05), im WOSI von 86,7 (Range 51–99,6%) und ein SSV von 85 (Range 50–100%). Alle Fragmente waren mit einer mittleren Gelenkstufe von 2 (0–6 mm) konsolidiert. Die anteriore subchondrale Sklerosezone war in 7 Fällen komplett reformiert. In 2 Fällen konnte eine symptomlose Instabilitätsarthrose Grad I bzw. II nach Samilson u. Prieto beobachtet werden. Letztere war zum Zeitpunkt des Traumas bereits vorhanden.
Die konservative Therapie akuter solitärer Glenoidranddefekte vom Fragmenttyp Typ Ib kann sehr gute bis zufrieden stellende klinische Ergebnisse liefern und stellt insbesondere bei Patienten im mittleren Lebensalter eine geeignete Alternative zur operativen Versorgung dar. Die genauen Indikationen für ein konservatives vs. operatives Vorgehen gilt es in weiterführenden Studien zu klären.