Erschienen in:
01.09.2014 | Fokus
Krebsdiäten
Was wird Patienten derzeit in Deutschland empfohlen und welche Evidenz haben wir?
verfasst von:
PD Dr. J. Hübner
Erschienen in:
Forum
|
Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Krebsdiäten haben aus Laiensicht oft eine hohe Attraktivität, da sie die Karzinogenese mit einfachen und plausibel erscheinenden Modellen erklären, aus denen sie Handlungs- resp. Ernährungsempfehlungen ableiten, die den Betroffenen und ihren Angehörigen Möglichkeiten zum eigenständigen Handeln und Eingreifen in das Tumorgeschehen suggerieren. Zu den in Deutschland verbreiteten Krebdiäten gehören die Krebskur nach Breuß, die Budwig-Diät, das Gerson-Regime, die Makrobiotik und die kohlenhydratarme bzw. ketogene Kost. Ziel dieser Diäten ist bei den ersten dreien die allein durch sie zu erreichende Heilung. Bei der Makrobiotik wurde dies ursprünglich auch angestrebt, wird aber heute seltener vertreten. Die kohlenhydratarme oder ketogene Diät wird sowohl als alternative Heilmethode als auch als Grundlage für die Wirksamkeit einer Chemo- oder Strahlentherapie oder auch als begleitende Maßnahme zur Verbesserung der Verträglichkeit dieser Therapien dargestellt.
Für keine dieser Diäten wurden bisher (Stand Juni 2014) kontrollierte klinische Studien mit positiven Ergebnissen in Bezug auf das Überleben, eine Verbesserung des Therapieansprechens oder der Therapieverträglichkeit publiziert. Demgegenüber finden sich klinische Daten zu Mangelerscheinungen und Gewichtsverlusten. Aus diesen Gründen gibt es derzeit keine Indikation für eine der genannten Krebsdiäten. Um Patienten rechtzeitig umfassend zu informieren, sollte das Thema „Ernährung“ von Ärzten und Pflegekräften aktiv angesprochen und auf Hinweise geachtet werden, dass der Patient eine der Diäten einhält. Da ein erheblicher Schaden für den Patienten resultieren kann, sollte ihnen in der ärztlichen Beratung von Krebsdiäten abgeraten werden.